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Ein Blick auf Germain Katanga vom Presseraum des Internationalen Strafgerichtshofs.

Foto: REUTERS/Phil Nijhuis

Den Haag - Der Internationale Strafgerichtshof hat den ehemaligen kongolesischen Warlord Germain Katanga für Beihilfe an einem Massenmord schuldig gesprochen. Im erst dritten Urteil seines zwölfjährigen Bestehens sprach das Weltstrafgericht ihn jedoch am Freitag in Den Haag vom Vorwurf der Rekrutierung von Kindersoldaten und der Vergewaltigung frei. Das Strafmaß wird bei einer späteren Sitzung festgelegt.

Der ehemals berüchtigte Warlord mit dem Beinamen "Simba" (Löwe) leistete nach Ansicht der Richter einen "entscheidenden Beitrag" zu schweren Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er wurde insbesondere für ein Massaker im Dorf Bogoro Anfang 2003 verurteilt.

Der in einen blauen Anzug gekleidete 35-jährige Familienvater folgte der Verlesung des Urteils konzentriert, aber ohne Zeichen von Emotionen. Zunächst schien es so, als würde er ebenso wie bereits Ende 2012 sein mitangeklagter Ex-Milizenchef Mathieu Ngudjolo Chui freigesprochen.

Sechs Freisprüche

Bei sechs Anklagepunkten lautete das Urteil "Freispruch". Es sei nicht erwiesen, dass Katanga tatsächlich absolute Befehlsgewalt über die Miliz "Kräfte des patriotischen Widerstands in Ituri" hatte, stellten die Richter fest. Doch dann kam es doch zum Schuldspruch. Denn während des Prozesses war die Anklage um Beihilfe und Komplizenschaft erweitert worden.

Nach knapp 75 Minuten forderte der Vorsitzende Richter Bruno Cotte den Angeklagten auf, sich zu erheben. Kerzengerade, die Hände hinter dem Rücken gefaltet, nahm er das Urteil fast wie einen militärischen Befehl entgegen. "Das Gericht spricht Germain Kantaga mehrheitlich schuldig, für Komplizenschaft bei den Verbrechen am 24. Februar 2003."

Mehr als 200 Menschen niedergemetzelt

Richter Cotte skizzierte noch einmal die grausamen Verbrechen im ethnisch motivierten Konflikt im Osten des Kongo. Katangas Miliz hatte am 24. Februar 2003 im Morgengrauen das Dorf Bogoro überfallen. Mehr als 200 Menschen, darunter viele Kinder, wurden mit Macheten niedergemetzelt, die Häuser in Brand gesteckt und die fliehenden Bewohner wie Tiere gejagt.

Die Anklage hatte in dem fast drei Jahre dauernden Prozess nach Auffassung der Richter zwar nicht zweifelsfrei bewiesen, dass "Simba" dazu den Befehl gegeben hatte. Aber dann kam Richter Cotte zum Vorwurf Beihilfe. Eine indirekte Beweiskette führte am Ende zum Schuldspruch.

Katanga gehörte der Kommandostruktur der Miliz an und versorgte die Kämpfer mit Waffen und Munition. "Germain Katanga wußte außerdem von dem verbrecherischen Plan der Milizen", sagte der Richter. Ziel war es, die Angehörigen des feindlichen Volksstammes Hema im Dorf Bogoro auszulöschen. Daher ist Kantaga mitschuldig.

Kein einstimmiges Urteil

Allerdings war das Urteil auch nicht einstimmig. Eine Richterin hatte auf Freispruch plädiert, da die Anklage während des Verfahrens geändert wurde und daher die Rechte des Angeklagten verletzt worden seien. (APA, 7.3.2014)