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Tim Berners-Lee legte 1989 den Grundstein für das WWW, das World Wide Web

Foto: AP/Bott

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Es sollte eine Lösung für das Kommunikationschaos am Kernforschungszentrum Cern werden: Der Informatiker Tim Berners-Lee beschrieb in 30.000 Zeichen das Problem der Mitarbeiter am Cern, dass "Informationen über komplexe Probleme verlorengehen", und schlug "eine Lösung basierend auf einem Hypertext-System" vor. Wie das aussehen soll, skizzierte er. Was der gebürtige Brite am 12. März 1989 unter dem bescheidenen Titel Informationsmanagement: Ein Vorschlag veröffentlichte, war der Grundstein für das World Wide Web, jenen Teil des Internets, den die meisten heute benutzen.

Austausch von Informationen

Dabei sollte eigentlich nur ein System zum Austausch von Informationen zwischen Wissenschaftern aufgebaut werden, das Wissen nicht nur archiviert, sondern auch anderen zur Verfügung stellt und als Kommunikationsplattform dient.

Was heute alltäglich ist, war damals revolutionär. In den folgenden Jahren widmete sich der studierte Physiker der Umsetzung des Konzepts World Wide Web und entwickelte HTML, die Hypertext Markup Language. Später kam noch HTTP (Hypertext Transfer Protocol) dazu.

Kostenlose Infrastruktur wichtig

Er nutzte als Basis dafür ein kleines Programm namens Enquire, das er selbst 1980 bei seinem ersten Aufenthalt am Cern entwickelt hatte. Er koppelte die Hypertext-Idee mit bereits existierenden Techniken wie dem Transmission Control Protocol und dem Domänen-Namenssystem. Bis dahin war ein zehnstelliger Code notwendig, um Computer am anderen Ende der Welt anzuwählen.

Von Anfang an trat Berners-Lee dafür ein, dass eine offene, erweiterbare und kostenlose Infrastruktur geschaffen werden müsse: "Von Menschen lesbare Informationen, die ohne Einschränkungen verknüpft werden können" , schrieb er in seinem Aufsatz im März 1989. Durch eine einheitliche Adressierung sollte jedes Dokument im Web von jedem Zugangspunkt aus dank eines einheitlichen Übertragungsstandards abrufbar sein.

"WWW-Projekt wurde gestartet"

Just am Heiligabend 1990 legte der Brite mit info.cern.ch den ersten Webserver der Welt an. Am 17. Mai 1991 schaltete Berners-Lee die erste www-Anwendung frei. World Wide Web nannte der Physiker sein Projekt deshalb, weil er davon ausging, dass noch weitere Computer rund um den Globus dazukommen würden.

Am 6. August 1991 wies Berners-Lee seine Cern-Kollegen auf seine Arbeit hin: "Das www-Projekt wurde gestartet, um es Teilchenphysikern zu ermöglichen, ihre Daten, Neuigkeiten und Dokumente auszutauschen. Wir sind sehr daran interessiert, das Web auf andere Bereiche auszudehnen und weitere Server an unser Netz anzuschließen, die für andere Daten sorgen. Alle, die mitarbeiten wollen, sind willkommen!"

Kostenloses Projekt

Er bat seine Kollegen explizit um Rückmeldungen: "Falls euch der Code interessiert, schickt mir eine Mail. Es kostet nichts." Später entschuldigte sich der Brite in einem Artikel in der Times öffentlich dafür, dass die Schrägstriche am Beginn jeder Website (http://) eigentlich unnötig seien.

Zwei Jahre später entwickelte ein Student namens Marc Andreessen einen benutzerfreundlichen Browser. Seither hat das Web überall Einzug gehalten.

Hätte Milliarden verdienen können

Berners-Lee hätte mit seinem Vorschlag zum Informationsmanagement vermutlich Milliarden verdienen können. Aber von Anfang an vertrat er die Philosophie: "Das Web muss universell zugänglich sein." Jede Form der Zugangsbeschränkung lehnt Berners-Lee, der inzwischen Direktor des World-Wide-Web-Konsortiums ist, konsequent ab.

Auf die Frage des Standard, ob er mit dem, was aus seiner Ursprungsidee geworden ist, zufrieden sei, antwortete der Brite: "Wie bei den meisten der über 20-Jährigen: Das volle Potenzial beginnt sich erst zu entwickeln. Das Web hat als radikal offene, dezentrale und egalitäre Plattform begonnen, die Welt zu verändern. Wir kratzen noch immer an der Oberfläche dessen, was das Web könnte. Jeder, der sich für die Zukunft des Web interessiert, kann eine Rolle bei der Weiterentwicklung einnehmen." Und, wie er betont, jeder solle sich angesprochen fühlen. Jeder - und zwar überall.

Das Web noch verbessern

Berners-Lee weist darauf hin, dass es für ihn "eigentlich undenkbar ist, dass das Web schon 25 Jahre alt ist. Viele von uns können sich ein Leben ohne Web gar nicht vorstellen." Wie er sich die weitere Entwicklung vorstellt? "Wir alle müssen unsere Kreativität, unsere Möglichkeiten und Erfahrungen einsetzen, um das Web zu verbessern: um es mächtiger, sicherer, fairer und offener zu machen. Wir können das Web zu dem machen, wie wir es wollen, und die Welt zu dem, wie wir sie wollen." (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD.at, 8.3.2014)