Die beste Zeit war in der Oberstufe als der Name meiner Mutter nur noch aus vier Buchstaben bestand. Dass sie einige Jahre nach der Scheidung von meinem Vater nicht mehr so hieß wie ich, war mir längst nicht mehr so wichtig wie die Tatsache, dass ihre Unterschrift (u.a. unter meinen Fehlstunden) neuerdings aus einem abgekürzten Vornamen und ihrem ultrakurzen, wieder angenommenen Mädchennamen (nur drei Buchstaben!) bestand. Den konnte ich fälschen. Unseren ehemals gemeinsamen, neun komplizierte Buchstaben langen Familiennamen nicht.

Vor dieser glückvollen "Vornamen-Mädchennamen"-Variante entschied sich meine Mutter zunächst für eine absolut fälschungsuntaugliche Variante "Vorname Ehename-Bindestrich-Mädchenname" (das war zum Glück in der Unterstufe!) und später dann für "Vorname neuer Ehename-Bindestrich-Mädchenname". Um meine Mutter nicht unsteter hinzustellen als sie ist: So heißt sie jetzt seit 25 Jahren.

Quadlbauer-Bauer oder Bauer-Quadlbauer?

Wäre damals schon möglich gewesen, was seit einem Jahr in Österreich gesetzlich verankert ist ("um den verschiedenen familiären Bedürfnissen und europarechtlichen Anforderungen Rechnung zu tragen"), dass auch Kinder einen Doppelnamen annehmen können, hätte ich mit dem hübschen Mädchennamen meiner Mutter nicht nur für gefälschte Unterschriften geliebäugelt. Später, als ich durch Heirat den mittlerweile überall vorherrschenden Trend erfolgreicher Frauen zum Doppelnamen unbedingt selbst ausleben hätte wollen, musste ich allerdings passen. Aus rein ästhetischen Gründen, weil etwas, dass sich ungefähr wie "Quadlbauer-Bauer" anhört auch in der Variante "Bauer-Quadlbauer" (nur ein Beispiel!) nicht viel besser wird.

Vielleicht sind Kinder bei ästhetisch zweifelhaften Doppelnamen-Varianten nachsichtiger, solange sie nach einer elterlichen Scheidung so heißen wie beide Eltern. Noch ist die gängigste Praxis die, dass Ex-Frauen weiter so heißen wie ihre Ex-Männer, weil sie sie dadurch weiter so heißen wie ihre Kinder. Ab 14 dürfen die übrigens in Sachen Namensgebung mitreden. Das ist dann immerhin schon fast Oberstufe. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 17.3.2014)