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Karl-Heinz Grasser brachte den Schweizer Berater Wicki "in Kalamitäten".

Foto: Reuters/Bader

Wien - In der Causa Karl-Heinz Grasser ist wieder die Finanz am Zug. Die Steuerbehörde hat für das Finanzstrafverfahren einen Abschlussbericht erstellt; Grasser wird ja Abgabenverkürzung vorgeworfen. Zu dem Bericht hat Grassers Steuerberater, Thomas Keppert, eine Gegenäußerung eingebracht - zu ihr muss nun der zuständige Finanzbeamte Stellung nehmen. Grasser beteuert seit Jahren seine Unschuld.

Zu den Beschuldigten rund um die Causa Buwog (es geht um die Privatisierungsprovision) zählt auch der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki. Er war Berater von Grassers Schwiegermutter, Marina Giori-Lhota; ihm wird vorgeworfen, Geld aus der Buwog-Provision via Briefkastenfirmen Mandarin Group bzw. Ferint AG verschoben zu haben. Was Wicki heftig bestreitet. Es geht dabei um die 500.000 Euro, die Grasser von seiner Schwiegermutter bekommen und veranlagt haben will.

In seiner Einvernahme Ende 2012 erzählte Wicki, wie er zu seinen Kundinnen aus dem Swarovski-Clan kam. Giori-Lhota und ihre Tochter Fiona habe er schon ab 1997 als Anlageberater bei BNP Paribas betreut. Giori-Lhota habe ihm, Wicki, 100.000 Euro "Startkapital" zur Verfügung gestellt, als er sich selbstständig machte. Vertrauen wurde großgeschrieben: Rückzahlungstermin sei keiner ausgemacht worden, "weswegen es diesbezüglich auch nichts Schriftliches" gebe. Zurückbezahlt habe er die Starthilfe dann "anlässlich der Übertragung ihrer (Giori-Lhotas; Anm.) Veranlagung bei der Ferint AG" auf ein anderes Konto, heißt es im Einvernahmeprotokoll. Im Buwog-Gutachten wird das kritisch hinterfragt.

"Nie Geld für KHG veranlagt"

Allerdings hat sich das Verhältnis abgekühlt. "Wegen der Publizität, die das auch gegen mich geführte Ermittlungsverfahren genießt, hat mir Giori-Lhota seitdem kein weiteres Mandat zur Vermögensveranlagung mehr erteilt", klagte Wicki. Es gibt freilich noch viel tiefere Gräben zwischen den beiden: Während sich Giori-Lhota von dem Geld auf einem Konto der Catherine Participation Corp CPC bei der St Galler Kantonalbank distanziert (dort landeten die 500.000 Euro plus Zinsen), sieht es Wicki ganz anders. Er habe "nie Geld entgegengenommen oder verwaltet, für das Grasser wirtschaftlich berechtigt war".

Im September 2009 habe ihm "Giori-Lhota schriftlich bestätigt, wirtschaftlich Berechtigte des CPC- Kontos zu sein". Zuvor habe ihm Grasser mitgeteilt, dass er Geld, das er 2005 von der Schwiegermutter bekommen habe "in der Ferint AG veranlagt" habe und "dieses erfolgreiche Investment nun auf Wunsch der Giori-Lhota über mich ... rückführen wolle, "damit ich es ... weiterbetreue". Er habe dann mit Grassers Schwiegermutter einen Verwaltungsmandatsvertrag abgeschlossen, derzeit sei das Geld in Aktien und Beteiligungen veranlagt. Wicki: "Ich weiß, dass sich Giori-Lhota nunmehr gegenüber den Steuerbehörden vom Konto und den auf diesem verwalteten Vermögenswerten distanziert. Sie ist berechtigterweise darüber verärgert, dass sie in ein Ermittlungsverfahren hineingezogen wurde."

Mit Grasser habe er, Wicki, nur dieses eine Geschäft gemacht, an einem zweiten sei der "indirekt beteiligt" gewesen. Nach seiner Heirat (2005) mit Fiona Pacifico Griffini hat das Paar laut Wicki seine Übersiedlung in die Schweiz geplant. Dazu sollte eine Fiona Pacifico Griffini Grasser gehörende Mailänder Modefirma in die Schweizer Leo Consulting "überführt werden". Der habe Grasser "ein Darlehen gegeben, aus seinem bei Meinl International Power (MIP) verdientem Geld".

Allerdings war dem Beratungsgeschäft keine Fortune beschieden. Sie habe "nur Verluste eingebracht" und sei "mit meiner Hilfe liquidiert" worden, so Wicki. KHG habe 275.445,83 Euro zurückbekommen, etwas weniger, als er für seinen Einstieg berappt hatte. "Die verbliebenen Firmenschulden von ca. 54.000 Euro bezahlte Fiona Grasser aus ihrem Vermögen."

Mit Grasser habe er sich dann noch öfter getroffen: Wicki hoffte, "mit der MIP ins Geschäft zu kommen". Daraus sollte dann aber nichts mehr werden. Nachdem sein Mandarin-Konto bei der RB Liechtenstein gesperrt wurde, kam es am 3. Dezember 2009 zum Krach zwischen KHG und Wicki. "Ich war äußerst ungehalten", schilderte Wicki, bei einem Treffen mit KHG im Zürcher Restaurant Sonnenberg habe er Informationen verlangt, "weil ich die alsbaldige Beendigung meiner Kalamitäten anstrebte". Wicki: "Ich wollte von KHG wissen, wieso ich in dieses Verfahren hinein geraten bin, wie die Jungfrau zum Kind".

Die Kalamitäten sind bis heute nicht vorbei. In seiner jüngsten Einvernahme hat Wicki laut seinem Anwalt Herbert Eichenseder seine Aussage aufrecht gehalten. (Renate Graber, DER STANDARD, 8.3.2014)