Bild nicht mehr verfügbar.

Vladimir Putin, hier bei der Eröffnung der Paraolympics in Sotschi.

Foto: APA/EPA/JULIAN STRATENSCHULTE

Der Versuch, in Gesichtern der Krim-Krise zu lesen, muss bei Wladimir Putin scheitern. Deutungsneutral der Herr; da müsste schon Karli Schranz zu seinem Freund eine Expertise abgeben. Fernsehenden ist Putin eine kurzhaarige Sphinx, trainiert, jeden Seelendeuter zur Verzweiflung zu bringen.

So man recherchierend die Sender durchzappt, ist man bei Angela Merkel besser aufgehoben. Dermaßen besorgt hat man die Kanzlerin nicht einmal auf dem Berggipfel der EU-Schuldenkrise erlebt. Auch Präsident Barack Obama: Zu sehen war er in lockerer Pose mit Putin telefonierend. Halsaufwärts jedoch keinerlei Gelassenheit. Leicht auch die Analyse der Betroffenen: Der ukrainische Premier Arseni Jazenjuk lebt die Anspannung; Präsidentschaftskandidat Witali Klitschko wirkte in der ZiB 24 wie ein Boxer mit großem Punkterückstand.

Leidend-strahlend Konkurrentin Julia Timoschenko: Ihr tat der Applaus beim Kongress der Europäischen Volkspartei in Dublin, wo sie mit Klitschko war, sicher gut. Abseits der Politwelt, just an der Militärfront, indes erstaunlich klare, friedliche Gesichter. Der seiner Bewegungsfreiheit beraubte ukrainische Kommandant einer Krim-Kaserne erscheint in einer ZDF-Reportage und plaudert vor der Kaserne mit seinen Belagerern.

Entspannter Typ: Er bekundet Verständnis für seine Besatzer; es täte ihm leid, die Uniformierten vor seiner umzingelten Kaserne im Freien übernachten zu sehen. Er bietet Hilfe an; man arbeite an einer Zeltlösung. Der Ausgang der netten Geschichte blieb offen. Hing ja nicht vom Kommandanten ab, dessen besonnenen Stil man jedoch hinter der Putin-Fassade vermuten möchte, um ihm ein langes Leben zu wünschen. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 8.3.2014)