Olivia Colman und David Tennant als spannungsgeladenes Ermittlerduo in der britischen Krimiserie "Broadchurch".

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Wien - Ellie ist sauer. Nur drei Wochen war sie weg, und als sie zurückkommt, schnappt ihr ein Kollege den neuen Job weg. Die Kriminalkommissarin sperrt sich im Klo ein und weint Wuttränen, da wird sie gerufen. Ein Kind wurde gefunden, ermordet.

Spätestens ab jetzt bekommen die Zuschauer eine Ahnung davon, warum Broadchurch in Großbritannien eine Art Straßenfeger war. Bis zu zehn Millionen waren dabei, als Kommissarin Ellie Miller (Olivia Colman) und ihr ungeliebter Boss Alec Hardy (David Tennant) den Mörder des elfjährigen Danny Latimer jagten. Nur Downton Abbey schafft derzeit auf ITV mehr.

Der Kindstod im Fernsehkrimi ist ein heikles Thema: Allzu oft sterben Minderjährige, weil Produzenten damit billig Betroffenheit beim Zuschauer erzeugen wollen: Kind stirbt, Eltern weinen, sind wütend, verzweifelt oder verdächtig. Der oder die Kommissarin zeigt sich erschüttert und verspricht, den Mörder zu fassen, meist versehen mit Schwüren, "bei allem, was mir heilig ist", was sie für gemeinhin auch tun. Nach 45 Minuten, höchstens 90 Minuten ist der Fall erledigt, die Nachtruhe ungestört.

In Broadchurch läuft es anders. Der Tod des Kindes reißt die ganze Dorfgemeinschaft mit. Alle sind getroffen und betroffen. Trauer, aber auch Schuldgefühle und ganz viele Geheimnisse halten acht Folgen die Spannung auf hohem Niveau. Der tote Danny öffnet nicht nur private, sondern auch öffentliche Abgründe. Broadchurch erinnert in seiner Symbolkraft an Twin Peaks, im konzentrierten Erzählstil an Kommissarin Lund und beim miteinander konkurrierenden Ermittlerpaar an Die Brücke.

Dahinter steht Chris Chibnall, der Drehbücher zu Dr. Who schreibt, der erfolgreichsten Serie in Großbritannien überhaupt, von der er sich Hauptdarsteller Tennant und ein bewährtes Motto geliehen hat: Die Dinge sind nicht, was sie scheinen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 8./9.3.2014)