Rom/Chicago (Illinois) - In Rom interessieren die Werbestrategien der US-Waffenlobby normalerweise niemanden, doch beim Missbrauch der nationalen Kunst-Ikone Michelangelo hört für die Italiener der Spaß auf: Kulturminister Dario Franceschini kündigte Schritte gegen die Marketing-Aktion eines Schusswaffenhändlers aus dem US-Bundesstaat Illinois an, der die berühmte David-Skulptur mit einem Gewehr in der Hand abbildet.

"Die Darstellung eines bewaffneten Davids ist beleidigend und verstößt gegen das Gesetz", erklärte Franceschini am Samstag. Die beanstandete Werbung der Firma ArmaLite inszeniert eine 3.000 Dollar (umgerechnet 2.150 Euro) teure Schusswaffe als "Kunstwerk". Ein für Kulturelles Erbe und Bildende Kunst zuständiges Aufsichtsgremium aus Florenz hatte diese Darstellung verurteilt. Kuratorin Cristina Acidini drohte gar mit rechtlichen Schritten, falls die Werbung nicht unverzüglich zurückgezogen werden sollte.

Das Urheberrecht an der berühmten David-Skulptur, die seit 1873 in der Florenzer Galleria dell'Accademia steht, liegt beim italienischen Staat. Für jegliche kommerzielle Nutzung der Marmorstatue verlangt die Regierung in Rom Lizenzgebühren - und ArmaLite hatte diese offensichtlich nicht bezahlt.

"Das Gesetz besagt, dass der ästhetische Wert der Skulptur nicht verunstaltet werden darf", sagte Akademie-Direktor Angelo Tartuferi der Tageszeitung "Repubblica". "In diesem Fall haben wir es nicht nur mit schlechtem Geschmack zu tun, sondern auch mit einer illegalen Handlung."

ArmaLite stellt unter anderem das Standard-Sturmgewehr der US-Streitkräfte, das AR-15/M-16 in seinen unterschiedlichen Typen her. (APA, 9.3.2014)