Dresden – In Österreich hat jeder Fünfte einen BMI über 30, leidet also unter Fettleibigkeit. Dieses krankhaft Übergewicht schädigt den Bewegungsapparat, das Herz-Kreislauf-System und kann zu Typ-2-Diabetes führen.

Für die meisten morbid adipösen Menschen (BMI über 40) ist eine Magenverkleinerung die einzige Möglichkeit dauerhaft deutlich Gewicht zu verlieren und das angestrebte Körpergewicht zu halten. Wie sich bariatrische Eingriffe auf die Darmflora und den Hormonhaushalt auswirken, ist eines der Themen des 57. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), das vom 19. bis zum 22. März 2014 in Dresden stattfindet.

Dauerhafte Wirkung

Bei der Behandlung von Übergewicht stehen konservative Maßnahmen wie Diäten oder Ernährungs- und Bewegungstherapien an erster Stelle. Die Wirkung dieser Maßnahmen ist jedoch oft zeitlich begrenzt. Für die Mehrzahl morbid adipöser Patienten ist die bariatrische Operation der nächste Schritt. Durch die Verringerung der Magen- und eventuell der Darmkapazität werden weniger Nährstoffe aufgenommen. Nach Angaben der DGE ergab eine aktuelle Analyse der Daten von rund 160 000 Patienten, dass deren Body-Mass-Index (BMI) – berechnet aus Körpergewicht (kg) dividiert durch das Quadrat der Körpergröße (m²) – fünf Jahre nach der Operation von durchschnittlich 46 auf 29 bis 35 gesunken war.

"Solche Operationen verbessern die Lebensqualität, senken das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen bei Frauen und wirken sich positiv auf die Darmflora und den Hormonhaushalt aus", sagt Matthias Blüher, Endokrinologe am Universitätsklinikum Leipzig. Beispielsweise könne es nach einer bariatrischen Operation zu einer für den Stoffwechsel verbesserten Freisetzung von Hormonen aus der Magen- und der Darmwand kommen.

Verbesserte Stoffwechsellage

"Es ist bekannt, dass bei vielen Typ-2-Diabetespatienten nach einer bariatrischen Operation der Diabetes deutlich besser wird oder sogar verschwindet", sagt Stefan R. Bornstein, ärztlicher Leiter am Universitätsklinikum Dresden und Tagungspräsident des 57. DGE-Symposiums. Ein aktueller Übersichtsartikel in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift" zeige, dass nach einer Schlauchmagenbildung (Sleevegastrectromy) die Stoffwechsellage in einem von zwei Fällen zumindest für eine Weile normalisiert wird. Beim sogenannten Roux-en-Y-Magenbypass, also einer Magenverkleinerung kombiniert mit einer bewusst herbeigeführten Mangelverdauung, liege die Remissionsrate des Typ 2 bei etwa zwei von drei Patienten. Die Ursachen dafür seien letztlich noch nicht genau bekannt.

Blüher weist auch darauf hin, dass es sich bei bariatrischen Operationen um komplizierte Eingriffe handele, die auch zu Komplikationen und unerwünschten Nebenwirkungen führen können. "Es ist eine intensive Nachbetreuung nötig. Deshalb muss vor diesen Operationen ausführlich mit den Patienten darüber gesprochen und die Entscheidung gut abgewogen werden", so Blüher. Aber auch das soziale Umfeld des Patienten sei wichtig, ergänzt Helmut Schatz aus Bochum, Mediensprecher der DGE: "Regelmäßige Kontrollen über einen langen Zeitraum sind unverzichtbar."

In welchen Fällen Bariatrische Chirurgie eingesetzt werden sollte und welche Konsequenzen sich daraus für den Patienten ergeben, diskutieren die Experten auf der Pressekonferenz am 19. März 2014 beim diesjährigen DGE-Symposium. (red, derStandard.at, 10.3.2014)