Veronika Winter, Carina Huber-Gries und Veronika David forschen an der FH Technikum Wien in unterschiedlichsten technischen Bereichen

Foto: lukas beck

"Ich habe mich bereits als Kind für Naturwissenschaften und Technik interessiert", sagt Carina Huber-Gries, "darum habe ich mich für das Biotechnologie-Studium entschieden". Heute ist sie Studiengangsleiterin des Master-Studiengangs Tissue Engineering and Regenerative Medicine an der FH Technikum Wien und arbeitet an der Erforschung und Entwicklung von funktionsfähigem Gewebe im Labor. Ein Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit sind sogenannte Bioreaktoren. Darunter versteht man Geräte, die die natürliche Umgebung von Zellen durch mechanische Stimulierung (Zug, Druck, Dehnung) simulieren und diese "trainieren". Die Begeisterung für Technik ist ihrer Meinung nach "eine Frage der persönlichen Prägung und keine Frage des Geschlechts."

"Meine Eltern hatten einen großen Einfluss darauf", sagt Veronika David auf die Frage, wie es sie in die Technik verschlagen hat, "sie haben mich angespornt, über den sprichwörtlichen Tellerrand zu blicken." Zudem hatte ihr Vater eine technische Ausbildung und "lebte diese auch zuhause aus – sei es die Photovoltaik am Dach oder die selbst zusammengestellte Heizungsregelung – wo ich schon als kleines Kind mitbekam, wie selbstverständlich er damit hantiert."

Frauen haben einen differenzierten Zugang

Sie studierte an der FH Technikum Wien und rutschte dann in ihr erstes Forschungsprojekt, erzählt Veronika David, die heute gleich in zwei Forschungsprojekten tätig ist. "In einem Projekt geht es um die Barriereüberwindung für Menschen mit eingeschränkter Mobilität der oberen Extremitäten. Im anderen Projekt arbeiten wir an der Weiterentwicklung von instrumentierten Einlegesohlen, mit denen automatisch die Gangqualität von Schlaganfall-Patienten abgeschätzt werden soll."

Dass sie als Frau in der Technik arbeitet, sei für ihr privates Umfeld nichts Besonderes, sagt Veronika Winter und ergänzt: "In der Arbeit sind die Themen Gender Mainstreaming & Diversity immer wieder am Tapet." Veronika Winter arbeitet seit Herbst letzten Jahres an der FH Technikum Wien. Im Stadt Wien Kompetenzteam Usability von IT forscht sie an der BenutzerInnenfreundlichkeit von Systemen der Informationstechnologie.

Natürlich würde sie sich mehr Frauen in der Technik wünschen – genau so wie Veronika David, die erklärt: "Frauen finden zu Problemstellungen oft einen anderen Zugang als Männer. Dadurch ergibt sich ein größerer Ideenpool." "Ich erlebe, dass Frauen in der Forschung neben guten Ideen auch Ausdauer und kritische Problemlösungskompetenz mitbringen, Eigenschaften, die in diesem Berufsfeld sehr vorteilhaft sind, sagt Carina Huber-Gries.

Auf das Verhältnis kommt es an

Es ist die Mischung, die es ausmacht, meint Veronika Winter: "Frauen denken oft ein bisschen anders, haben andere Sichtweisen, und dieses Zusammenspiel bringt sicher sehr Interessantes und Wertvolles mit sich."

Stellt sich die Frage, wie man mehr Frauen für Technik begeistern könnte. Zum einen scheint das Elternhaus sehr viel Einfluss darauf zu haben, ob die Kinder abseits der gelebten Klischees denken – zumindest war das bei Veronika David und Veronika Winter so. "Interesse wird schon im Vor- und Volksschulalter geweckt", ist Carina Huber-Gries überzeugt, "daher sollte man schon im Kindergarten beginnen, speziell Mädchen die Möglichkeit zu geben, sich mit Technik zu beschäftigen."

Probleme mit männlichen Kollegen hat keine der Forscherinnen, und sie empfehlen Frauen, die in die technische Forschung wollen: "Wichtig ist es, den eigenen Weg zu gehen und keine Angst vor Herausforderungen zu haben", sagt Veronika David, "beim Vorstellungsgespräch das eigene Potential und die eigene Motivation zu zeigen", meint Veronika Winter. "Die größte Herausforderung sehe ich persönlich in der Verbindung meiner Rollen als Studiengangsleiterin, Forscherin und jener als Mutter", sagt Carina Huber-Gries, "Es muss sich in unseren Köpfen noch viel ändern, damit es bald selbstverständlich ist, dass Frauen ihre Expertise in der technischen Forschung an den Mann bringen."