Leipzig - Viele überschüssige Pfunde sind schädlich für die Gesundheit. Das Gewicht belastet Gelenke, Leber, Herz, Stoffwechsel und auch die Nieren. Anlässlich des Weltnierentags am 13. März berichtet das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas Erkrankungen der Universität Leipzig und des Universitätsklinikums Leipzig, wie es durch Übergewicht zur Nierenbelastung kommt und welche neuen Erkenntnisse die Adipositasforschung bietet.

Patienten mit Adipositas beziehungsweise morbider Adipositas (Body-Mass-Index über 40) haben im Vergleich zu normalgewichtigen Personen häufiger eine eingeschränkte Nierenfunktion. Die genauen Mechanismen hinter dieser Nierenschädigung sind jedoch unklar.

Interessant ist: Nur bei einem Teil der Patienten wirkt sich das Übergewicht negativ auf die Nierenfunktion aus. Das passiert unabhängig von anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus Typ 2. Erste Zeichen einer Nierenbeeinträchtigung zeigen sich als erhöhte Kreatininwerte im Blut und der Ausscheidung von Proteinen im Urin. 

Metabolisches Syndrom und Adipokine

Sind bereits andere Folgeerkrankungen einer Adipositas aufgetreten, so verstärken diese die Nierenbelastung. Frühzeitig leiden die Betroffenen häufig unter einem metabolischen Syndrom. Diese Kombination aus Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen, sowie Bluthochdruck hat ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Nieren. Unbehandelt sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 die Folge - diese setzen den Nieren weiter zu.

Eine Ursache für den negativen Effekt einer Adipositas auf die Nieren könnte außerdem sein, dass adipöse Menschen vermehrt bestimmte Proteinhormone aus dem Fettgewebe (Adipokine) im Blut aufweisen. So verstärkt beispielsweise Leptin die Sklerose von Blutgefäßen, deren Schädigung eine verschlechterte Nierenleistung.

Teufelskreis Nierenschädigung

Das Adipokin Progranulin, steht im Fokus der Forschung von Thomas Ebert am IFB: "Die Progranulin-Spiegel im Blut von Patienten mit Adipositas oder mit Diabetes mellitus Typ 2 sind deutlich erhöht." Progranulin und seine Abbauprodukte fördern entzündliche Prozesse und können somit langfristig das Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2 sowie Arteriosklerose verstärken.

Ebert ist es gelungen zu demonstrieren, dass eine verringerte Filtrationsrate der Nieren mit erhöhten Progranulin-Spiegeln einhergeht. Die verringerte Nierenfunktion führt dazu, dass diese überschüssigen Adipokine nicht ausreichend ausgeschieden werden und weiter Stoffwechsel und Nieren beeinträchtigen. Dieser Teufelskreis könnte somit langfristig zur erhöhten Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei eingeschränkter Nierenfunktion beitragen. Die Frage, ob die überschüssigen Adipokine direkt nierenschädigend wirken, muss in weiterführenden Forschungsprojekten untersucht werden. (red, derStandard.at, 11.3.2014)