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Wien - Die Natur ist aufgrund der milden Temperaturen um bis zu drei Wochen zu früh aufgewacht. Die Frühblüher Erle und Hasel haben damit ihren Höhepunkt inzwischen teilweise schon wieder überschritten und der Pollenflug der Birke steht bereits vor der Tür.

"Der Pollenflug der Birke wird heuer je nach Region und abhängig von der Wetterentwicklung ebenfalls sieben bis 14 Tage früher erfolgen", sagt Katharina Bastl vom Österreichischen Pollenwarndienst und der Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation an der Medizinischen Universität Wien. Damit müssen sich Birkenpollen-Allergiker aber der zweiten Märzhälfte auf erste Belastungen einstellen. 

Die Menge an Birkenpollen wird zudem größer sein als im Vorjahr. Wie sich das auf die tatsächlichen Belastungen auswirken wird, bleibt noch abzuwarten, denn: "Viele Pollen bedeutet nicht zwingend eine hohe Belastung. Das wissen wir aus der Analyse der Saison im Vorjahr," sagt Bastl.

Einflussfaktor Saisonverlauf

Die neuen Erkenntnisse der Wiener Forschungsgruppe wird künftige Vorhersagen wesentlich verändern. Bisher wurde davon ausgegangen, dass Allergiker umso stärker leiden, je mehr Pollen in der Luft sind. Aktuelle Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die empfundene Belastung nicht allein von der Pollenmenge abhängt, sondern dass auch der Verlauf der Saison großen Einfluss hat.

Setzt der Pollenflug beispielsweise schlagartig ein, wird die Saison als stärker wahrgenommen. Steigt die Pollenkonzentration langsam und stetig an, kann sich der Körper offensichtlich besser auf die Belastung einstellen und empfindet die Saison als nicht so heftig. Darüber hinaus reagiert jeder Betroffene anders. 

Aktuelle Pollenwarnungen  brauchen daher auch Informationen über die tatsächlich empfundene Belastung. Dafür werden die Benutzerdaten aus dem elektronischen Beschwerdekalender "Pollen-Tagebuch" analysiert und als Grundlage für Prognosen herangezogen. 

Pollenflug visualisieren

Ein neues Angebot auf Basis dieser Daten ist die neue Belastungslandkarte. Sie ist eine Symptom-Landkarte, die die Hot Spots an Belastungen durch den Pollenflug visualisiert - und das stundenaktuell und europaweit. Die Forschungsergebnisse wurden auch in die aktuelle Version der Pollen-App eingearbeitet, die inzwischen von 80.000 Allergiker regelmäßig genutzt wird.

Mit der Pollen-App 3.0 gehen nun auch weitere Features, wie ein standardisierter Fragebogen, eine Erinnerungsfunktion für den Arztbesuch nach der Pollensaison oder eine Push-Notification, die eine Warnmeldung des erreichten Beschwerdegrades sendet, online.

Aus dem Weg gehen

Allergenvermeidung ist neben medikamentöser Linderung der Symptome und der spezifischen Immuntherapie eine wichtige Säule und die Basis jeder Behandlung. "Pollen aus dem Weg zu gehen ist nicht leicht. Es ist jedoch möglich und zahlt sich auf alle Fälle aus. Unterstützung bietet der Österreichische Pollenwarndienst", sagt Fritz Horak, ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien West.

Die rasante Entwicklung in der Allergieforschung bringt laufend Neuerungen in der Diagnose und Therapie. So steigt von Jahr zur Jahr die Genauigkeit der Allergietests. Inzwischen können nicht nur die Allergie-Auslöser in ihrer Gesamtheit untersucht werden. Es lässt sich heute herausfinden, gegen welchen einzelnen Eiweißkörper reagiert wird.

Neu in der symptomatischen Therapie ist ein Nasenspray, der erstmals ein Antihistaminikum und ein niedrig dosiertes Kortison in einem Produkt vereint und damit die Vorteile beider Wirkstoffe verbindet. Ebenfalls etabliert hat sich die spezifische Immuntherapie in Tablettenform. Derzeit ist diese jedoch nur für Gräserpollen-Allergiker erhältlich, wird jedoch bald auch als kausalen Therapie für Birken-, Ragweed- und Hausstaubmilben-Allergiker zur Verfügung stehen. (red, derStandard.at, 11.3.2014)