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Medaillengewinner wie Claudia Loesch schaffen es auch in die Medien, die meisten anderen Teilnehmer der Paralympics haben es wesentlich schwerer.

Foto: ap/Dmitry Lovetsky

Derzeit finden in Sotschi die Paralympics statt, bei denen Athleten mit Behinderungen in verschiedensten Winterdisziplinen um Medaillen kämpfen. Offizielle Vertreter des Staates Österreich haben wegen der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine darauf verzichtet, die Eröffnungsfeier zu besuchen. Weiters lässt die Liveberichterstattung der Paralympics zu wünschen übrig und ist mit dem Hype um die Spiele der "able bodied" Athleten nicht zu vergleichen.

Dies ist symptomatisch für den medialen Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe: Menschen mit Behinderungen werden an den Rand gedrängt, ihre Realitäten unsichtbar gemacht. Auf Medienpräsenz können sie nur hoffen, wenn sie etwas für Österreich "leisten" - sprich eine Medaille holen - oder wenn jemand ein "besonders tragischer Fall" ist, den Reality- und Mitleids-TV ausbeuten können. 

Moderatorin im Rollstuhl?

Was spräche denn eigentlich gegen eine Nachrichtenmoderatorin im Rollstuhl? Oder eine blinde Diskussionsteilnehmerin in einer Talk-Show? Warum gibt es keine Filmhauptrollen für gehörlose Menschen? Oder Serien, die sich um das Leben einer Person mit Down-Syndrom drehen, ohne diese ausschließlich auf ihren "Gen-Defekt" zu reduzieren?

In der Verantwortung vor allem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks liegt eine faire Repräsentation aller Menschen und Bevölkerungsgruppen. Und auch private Sender sollten sich langsam stärker auf Diversität konzentrieren - pochen diese doch besonders gern auf ihre angebliche Progressivität und Innovativität. Dass ein Programm, das Vielfalt und Inklusion als - nun ja - Hauptprogramm hat, sogar wirtschaftlich rentabel sein kann, zeigt beispielsweise die amerikanische Teenie-Musical-Serie "Glee". Doch da wären wir schon wieder beim Nützlichkeitsargument.

Medien müssen inklusiver werden - und damit sind sowohl die technischen Aspekte wie Untertitelung und Accessibility als auch die Geschichten gemeint, die wir erzählen, schreiben und konsumieren. Menschen mit Behinderungen sind nämlich eigenständige Helden und Heldinnen, unabhängige Protagonisten ihrer eigenen Geschichten und Abenteuer. Sie sind nicht Mitleidssubjekte und exotische Figuren eines sensationsgeilen Voyeurismus. Zeit, dem auch medial gerecht zu werden. (Olja Alvir, daStandard.at, 11.3.2014)