Die Schmuckstücke von Birgit Schlarmann fotografiert von PRINZGAU/pdgorschek

Foto: PRINZGAU/pdgorschek
Foto: PRINZGAU/pdgorschek

"Randthemen, also Themen, auf denen sonst nicht viel Fokus liegt." So beschreibt Brigitte Podgorschek vom Künstlerduo PRINZGAU/podgorschek das Leitmotiv ihrer neuen KünstlerInnenedition "fadenbrand". Und ergänzt: "Und Randthemen in der Gesellschaft werden eben immer noch oft von Frauen aufgegriffen." Wie ein roter Faden oder eben eine Zündschnur soll sich dieser Gedanke durch die Edition ziehen, die in unregelmäßiger, aber steter Folge erscheinen wird.

Neudeutung "weiblicher" Fertigkeiten

Die erste Ausgabe, ab März bestellbar und im Buchhandel oder bei den KünstlerInnen direkt erhältlich, heißt "Glücksbringer" und ist der Textilkunst von Birgit Schlarmann gewidmet. Die gelernte Kunsthistorikerin beschäftigt sich seit 2005 mit diesem Genre und deutet darin "klassisch" weibliche Fertigkeiten wie Filzen und Sticken neu.

"Die Arbeiten von Birgit Schlarmann sind Zwitter. Sie greifen auf einfache Materialien zurück, um einen Grundzustand unserer Gesellschaft festzuhalten, zu zeigen. Die Objekte könnten eben der arte povera enthoben sein, stehen aber auch in der besten Tradition zeitgenössischer Textilkunst, die dem Einfachen, dem Nächstliegenden, scheinbar bedeutungslosen zur Transformation verhelfen", schreiben PRINZGAU/podgorschek.

Malerei mit dem Faden

"Das Haptische ist das Interessante", sagt Birgit Schlarmann selbst. "Ich verstehe meine Arbeit als Malerei, bloß, dass ich mit dem Faden male." Die bereits gefärbte Wolle bezieht sie aus dem Schwarzwald, dabei steht ihr eine Farbpalette von über 50 Farben zur Verfügung. Damit bestickt sie die gefilzten Objekte und transformiert sie in eigenwillige Preziosen. "Schmuck wird ja oft als Wertanlage verwendet. Bei meiner Arbeit ist das Material an sich nicht wertvoll. Der Wert ist ein anderer, ein Unikatswert."

Darüber hinaus entsteht für sie ein Mehrwert, "durch die Wahrnehmung meiner Arbeiten über die Fotografien, die andere von ihnen machen"; ein Weg, den sie bereits mit der türkischen Künstlerin und Franz West-Schülerin Songül Boyraz beschritt. Die Fotos von PRINZGAU/pdgorschek wiederum, die die Objekte teils aus ihrer Maßstäblichkeit heben, werden ergänzt durch einen Text des Autors Daniel Wisser, der sich mit der Bedeutung des Talismans beschäftigt. Die Redaktion und Produktion der liebevoll gestalteten Publikation hat Fabia Milena Podgorschek übernommen.

In seiner Arbeit "I sei sensi" (Die sechs Sinne), die in der Publikation ebenfalls zitiert wird, hat Alighiero Boetti auch "pensare", also das Denken, genannt. In diesem schmalen, aber reichhaltigen Band zeigt sich einmal mehr, dass dieser Sinn Sinn macht. (Tanja Paar, dieStandard.at, 12.3.2014)