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Grafik: APA

Wien - Österreichs Haushalte haben im vergangenen Jahr knapp 3 Prozent weniger für Energie ausgeben müssen als 2012. Die gesunkenen Preise für Gas, Heizöl und Treibstoffe wirkten sich 2013 dämpfend auf die Inflation aus. Der größte Posten bei den Energieausgaben entfällt auf Mobilität. Die Energieagentur sieht hier großes Sparpotenzial und spricht sich für strengere Tempolimits aus.

2.840 Euro brauchte ein durchschnittlicher Haushalt 2013 für Energie, das sind 7,2 Prozent seiner gesamten Ausgaben. Ganze 1.134 Euro oder 40 Prozent entfielen auf Treibstoff, 912 Euro (32 Prozent) aufs Heizen und 794 Euro (28 Prozent) auf Strom. Die Ausgaben für Mobilität hängen direkt mit den Treibstoffpreisen zusammen, erklärte Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Anfang des Krisenjahres 2009 zum Beispiel fielen die Treibstoffpreise auf einen Tiefstwert, sodass sich die Mobilitätsausgaben der Haushalte auf 806 Euro reduzierten.

Diesel und Benzin günstig

Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sind Diesel und Benzin hierzulande auch heute noch "ganz günstig", wie Energieagentur-Experte Herbert Lechner sagte. Puncto Energiesparen vermisst er im Gebäudebereich (Stichwort: Sanierung) und speziell auch im Verkehrssektor Effizienzmaßnahmen. "Dort findet zu wenig statt, auch auf EU-Ebene."

Traupmann weist darauf hin, dass die Bürger ihre Ausgaben fürs Autofahren, im Gegensatz zum Heizen, "schon individuell beeinflussen können". Vor allem, wenn man bedenke, dass 25 Prozent der Autofahrten weniger als 2 Kilometer betrügen. "Und ich kann mich selbst entscheiden, ob ich 130 km/h fahre, ob ich 7 oder 5,5 Liter Diesel verbrauche." Das Einsparpotenzial durch solche Maßnahmen läge durchaus im zweistelligen Prozentbereich, so Traupmann.

Der Energieagentur-Geschäftsführer hat aber auch an den Gesetzgeber eine Forderung, mit der er sich bei vielen Autofahrern und Politikern wohl keine Freunde macht: Er will die Geschwindigkeitsbegrenzungen reduzieren. "In den USA und Kanada ist das alles kein Thema." Etwas langsamer zu fahren bedeutete "kaum" einen Komfortverlust, im Gegenteil. Strengere Tempolimits würden nicht nur den CO2-Ausstoß im Verkehr reduzieren, sondern auch zu einem "stressfreieren Fahren" und wahrscheinlich weniger Unfällen führen. "Wenn Sie aus Kanada zurückkommen, glauben Sie, die Autofahrer hier sind verrückt", meint Traupmann.

Ein weiterer Hebel, an dem man drehen könnte, um den Spritverbrauch zu senken, wären die Steuern, sprich Autofahren verteuern. Dabei solle man freilich nicht auf die vergessen, die aufs Auto angewiesen sind. Menschen mit geringem Einkommen müsse man mit einer Art Steuerausgleich vor übermäßiger Mehrbelastung schützen. "Es soll ein Anreizsystem, eine Umverteilung sein." Beim Heizen sähe Traupmann eine Steuererhöhung dagegen als problematisch an.

Finanzminister freuen Spritfresser

Unter den Spritfressern leidet zwar die Umwelt, der Finanzminister freut sich aber: Von den 1.134 Euro, die ein Durchschnittshaushalt im Vorjahr an der Zapfsäule loswurde, flossen 579 Euro, also mehr als die Hälfte, via Steuern und Abgaben in die Staatskasse. Dies, obwohl Diesel in Österreich gegenüber Benzin steuerlich begünstigt ist, was wiederum den Tanktourismus florieren lässt und zuletzt den Spritverbrauch und die Steuereinnahmen nach oben trieb.

Gesunken sind hingegen die Treibstoffausgaben der Österreicher: 2011 hatten diese mit 1.383 Euro im Jahr einen Höhepunkt erreicht, seitdem geht es wieder bergab. Weniger volatil waren in den vergangenen sechs Jahren die Heiz- und Stromkosten. Elektrische Energie verteuerte sich von 2008 auf 2013 um 20 Prozent. Die Heizenergieträger erfuhren ebenfalls Steigerungen, wobei Heizöl stärkeren Schwankungen unterlag als Fernwärme, Gas und Pellets. Letzterer verteuerten sich im Vorjahr um 10 Prozent. Lechner führt dies auf einen "österreichischen Spezialeffekt" zurück: Hierzulande werden Pellets aus Sägespänen hergestellt, und die Sägeindustrie habe wegen der schwächelnden Konjunktur deutlich weniger "eingeschnitten", was den Preis in die Höhe getrieben habe.

Heizen ist übrigens der Bereich, bei dem die Österreicher am ehesten auf Teuerungen reagieren. "Es wird schon stärker in Richtung Sanierung gedacht", so Lechner. So sei der Heizenergiebedarf leicht rückläufig. Kurzfristig jedoch seien die Preiselastizitäten gering, vor allem beim Strom. Im EU-Vergleich seien sowohl die Strom- als auch die Heizkosten relativ günstig.

Über die zukünftige Entwicklung der Energiepreise vermochten Traupmann und Lechner nicht viel zu sagen. "Wenn sich die Krise in der Ukraine ausweitet, wird der Ruf, sich von der Abhängigkeit zu lösen, laut." Bisher seien das aber alles Spekulationen, zudem neige sich der Winter und mit ihm die Heizsaison dem Ende zu. In jedem Fall gelte es für Österreich, auf eigene Energieherstellung respektive Erneuerbare zu setzen. (APA, 11.3.2014)