Wien - Die kleine Adria Bank AG mit Sitz in Wien steht unter staatlicher Kuratel. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat dem Vorstand einen Regierungskommissär beigestellt, wie sie am Dienstagnachmittag mitteilte. Das Institut betreut vornehmlich Kunden aus Kroatien und Slowenien und ist aufgrund der wirtschaftlichen Probleme in den beiden Ländern ins Trudeln geraten.

In Finanzkreisen wird damit gerechnet, dass die Adria Bank abgewickelt wird. Sie gehört nämlich mehrheitlich zwei slowenischen Problembanken, die ihrerseits verstaatlicht werden mussten und daher ihrer Tochter in Österreich kein Geld nachschießen dürfen, hieß es. Die Adria Bank AG bräuchte aber dringend eine Finanzspritze, um ihre Verluste auszugleichen und die dünne Eigenkapitaldecke zu stärken.

Die Beistellung eines Regierungskommissärs gilt als drastische aufsichtsrechtliche Maßnahme. Vorausgegangen ist dieser eine Prüfung durch die Nationalbank (OeNB). Die Prüfer verlangten von der Adria Bank höhere Wertberichtigungen.

140 Millionen Euro Bilanzsumme

Die Adria Bank ist mit einer Bilanzsumme von rund 140 Mio. Euro eine vergleichsweise kleine Bank. Sparer wären von einer Abwicklung kaum betroffen, gehen doch die Einlagen gegen null. Auch andere österreichische Banken haben wenig Geschäfte mit der Adria Bank gemacht.

Die Adria Bank wurde 1980 als Konsortialbank von jugoslawischen und österreichischen Geldinstituten gegründet. Ihr Hauptfokus lag auf der Abwicklung von Balkan-Geschäften. Mit dem Zerfall Jugoslawiens sei dies gewissermaßen obsolet geworden, hieß es in Finanzkreisen.

Im Jahr 2007 übernahm die slowenische Nova Kreditna banka Maribor (NKBM) die Mehrheit an der Adria Bank, sie hält nun 50,5 Prozent. 28,5 Prozent gehören der Nova Ljubljanska banka (NLB) und 21 Prozent der serbischen Beogradska banka.

Die NKBM und die NLB sind die zwei größten Staatsbanken Sloweniens. 2013 haben sie zusammen einen Verlust von über 2 Mrd. Euro gebaut.

Bei der Adria Bank in Wien wollte man die FMA-Maßnahme am Dienstag nicht kommentieren. "Dazu gibt es noch keine Stellungnahme", ließ der Vorstand der APA ausrichten.

Der Regierungskommissär heißt Bernhard Mechtler und ist Wirtschaftsprüfer bei KPMG. Seine Bestellung erfolge "zum Schutz der finanziellen Belange der Gläubiger sowie zur Sicherheit der dem beaufsichtigten Unternehmen anvertrauten Vermögenswerte", wie die FMA mitteilte. Mechtler muss jetzt alle Geschäfte, die die Position der Gläubiger gefährden könnten, genehmigen. Laut Bankwesengesetz (BWG) darf der Kommissär maximal 18 Monate in der Bank bleiben. (APA, 11.3.2014)