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Barbara Unterkofler wird die erste Neos-Politikerin sein, die ein Regierungsamt übernimmt.

Foto: APA/Gindl

STANDARD: Sie sind tiefschwarz sozialisiert. Ihre Mutter war sogar für die ÖVP in der Landesregierung. Warum haben Sie sich eigentlich nicht bei der ÖVP engagiert?

Unterkofler: Ich hätte mich in der ÖVP verbiegen müssen. Ich habe bei meiner Mutter gesehen, wie man dort mit Menschen umgeht, die keine Hausmacht haben und welchen Stellenwert dort diese Klientelpolitik hat. Und die gesellschaftspolitische Einstellung der ÖVP ist für mich in vieler Hinsicht nicht mehr zeitgemäß. Modernere Frauen aus dem städtischen Bereich denken anders.

STANDARD: Was stört Sie gesellschaftspolitisch an der ÖVP konkret?

Unterkofler: Mich stört dieses Frau-an-den-Herd, dass Frauen mit Kindern möglichst lange zu Hause bleiben sollen. Ich sage das aus eigener Erfahrung: Es kratzt am Selbstbewusstsein, wenn man vom Beruf lange weg ist.

STANDARD: Sind die Neos die bessere ÖVP?

Unterkofler: Nein, wir sind nicht die bessere, die schlechtere, nicht die neue ÖVP, wir sind die Neos. Man kann uns da nicht vergleichen, wir haben das freie Mandat. Da müssen sich die Altherrenparteien ein bisschen öffnen.

STANDARD: Waren Sie bei einer VP-Teilorganisation Mitglied?

Unterkofler: Nein.

STANDARD: Sie werden jetzt in ein Regierungsamt kommen. Sie kennen das von Ihrer Mutter, Ihr Leben wird sich grundsätzlich ändern. Fühlen Sie sich dem gewachsen?

Unterkofler: Ja, der berufliche Tagesablauf wird sich ändern. Ich habe aber im Vergleich zu meiner Mutter einen großen Vorteil. Ich bin in der Stadt und brauche nicht stundenlang im Auto zu sitzen.

STANDARD: Am 23. März sind Bürgermeisterstichwahlen in der Stadt Salzburg. Gibt es eine Wahlempfehlung?

Unterkofler: Nein, wir Neos trauen den Bürgern zu, dass sie selbst entscheiden.

STANDARD: Die Neos haben immer deutliche Kritik am Stil der ÖVP und dem Angstwahlkampf - Stichwort Bettlerbanden - geübt.

Unterkofler: Die Angstmache ist abgewählt worden. Mit Angstmache holt man zum Glück keine Stimmen. Was aber bei den Verhandlungen rauskommt, ist offen, ich habe noch mit niemandem ein Gespräch geführt.

STANDARD: Ihre Ressortwünsche?

Unterkofler: Meine Herzensangelegenheit ist der ganze Bildungsbereich, nachdem da die Zuständigkeit der Stadt bei der Kinderbetreuung liegt. Der jüngste Frauenbericht sagt, es sind nur 37 Prozent aller Kinderbetreuungseinrichtungen in der Stadt mit einem Vollzeitjob kombinierbar. Das ist erschreckend.

STANDARD: Könnten Sie mit dem Bauressort, das die nunmehr Listenvierte der ÖVP für die EU-Wahl, Claudia Schmidt, innehatte, leben?

Unterkofler: Ich bin nicht der Lückenfüller. Das Bauressort ist nicht meine Herzensangelegenheit, aber Bauen ist auch eine Variante. Ich fände es einfach schön, wenn die bis jetzt handelnden Personen den Mut hätten, neu zu denken. Es können ja Ressorts neu entstehen. Nur weil das Bauressort gerade frei geworden ist, heißt das nicht, dass ich da reinspringe.

STANDARD: Einer der Kritikpunkte im Wahlkampf war, dass die Neos wenig kommunalpolitische Inhalte haben. Was werden Sie den Salzburgern inhaltlich präsentieren?

Unterkofler: Für die sehr kurze Zeit haben wir sehr viel auf die Beine gestellt. Ich sage aber ganz offen, dass wir Kommunalpolitik auch erst lernen müssen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 12.3.2014)