Wien/Damaskus - Am Samstag jährt sich der Ausbruch der Proteste gegen die syrische Regierung unter Präsident Bashar al-Assad zum dritten Mal. Der dadurch entfachte Bürgerkrieg fordert einen hohen Preis von den Kleinsten der Kleinen: "Drei Millionen Kinder haben alles verloren", sagte Andrea Wagner-Hager, Geschäftführerin von CARE-Österreich, am Mittwoch in Wien. "Ihr zu Hause, ihre Geschwister, ihre Eltern."

Die Kleinsten der Kleinen seien "Spielbälle" in Ereignissen wie dem syrischen Bürgerkrieg. Sie verstünden nicht, was um sie herum passiere und seien ihrem Schicksal überlassen, hob die seit über 20 Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit tätige Anthropologin Wagner-Hager hervor.

Den syrischen Flüchtlingen und ihren Kindern mangle es an allem: Zugang zu medizinischer Versorgung, gute Unterkünfte - und Nahrung. Es gebe kaum "adäquates Essen" für die Flüchtlingskinder, sagte Wagner-Hager. Das führe zu großen gesundheitlichen Problemen wie chronischen Krankheiten und Mangelernährung.

In den Erstversorgungspaketen im Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien befänden sich etwa eine Dose Fisch, ein Packerl Milchpulver, etwas Öl und ein Softdrink. "Alle Familienmitglieder müssen das zu sich nehmen, ob sie das vertragen oder nicht", erklärte Wagner-Hager. Frisches Obst und Gemüse oder Fleisch gebe es nur auf dem Schwarzmarkt zu kaufen, für jene die es sich leisten könnten.

Der fehlende Zugang zu Bildung über die langen Jahre der Bürgerkriegswirren stelle ebenfalls ein großes Problem dar: "Die Welt sieht sehenden Auges zu, wie Kinder ohne Bildung aufwachsen", kritisierte die Anthropologin. Man dürfe trotzdem nicht von "verlorenen Generationen" sprechen.

Viel eher sollte man etwas gegen diese Situation unternehmen. Auch wenn das Leid und die Not der Flüchtlinge "unermesslich" seien, könne man etwas tun - und zwar nicht nur die Hilfsorganisationen wie CARE. "Es braucht eine politische Lösung", forderte die Geschäftsführerin mit Nachdruck.

Schätzungen zufolge seien bereits über neun Millionen Syrer auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land: Rund zwei Millionen davon verteilten sich auf die Nachbarländer Türkei, Libanon und Jordanien. Rund 6,5 Millionen Menschen seien Binnenflüchtlinge, sagte Wagner-Hager.

Drei Jahre nach dem Beginn des Aufstands in Syrien ist die Zahl der durch den Konflikt betroffenen Kinder laut UN-Kinderhilfswerk UNICEF auf 5,5 Millionen gestiegen. Damit hat sich die Zahl laut UNICEF-Bericht vom vergangenen Dienstag verdoppelt. (APA, 12.3.2014)