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Tim Berners-Lee.

Foto: AP/Trezzini

Vor 25 Jahren beschrieb Tim Berners-Lee in seinem CERN-Paper "Information Management: A Proposal" Idee & Architektur des WWW.

Ein Anlass zum Staunen über das Maß, in dem Digitalisierung und WWW fast alle Bereiche der Gesellschaft durchdrungen und verändert haben. Stellen wir uns vor, wir befänden uns im Jahr 25 nach Gutenbergs Erfindung. Wir wüssten noch nichts über die vom Buchdruck mitgetragenen Revolutionen in Religion, Wissenschaft und Politik. Genauso wenig können wir jetzt das Ausmaß der Veränderung für unsere Gesellschaften überblicken. "Jetzt die Veränderung durch das Netz in den nächsten Jahren vorhersagen? Sorry", bedauert deshalb Internet-Guru Jeff Jarvis.

Das Pew Research Center hat es trotzdem probiert. Der überparteiliche US "Fact-Tank", der Empirie zu aktuellen Entwicklungen liefert, hat Menschen aus Finanz, Regierung, Sicherheit, Wissenschaft, Kunst und Medienbranchen um ihre Voraussagen zur nächsten Dekade gebeten und daraus fünfzehn Thesen abgeleitet.

Vorhersagen

Das Gute? Dem Internet wird eine schier unbegrenzte Kapazität zur Verbesserung von Bildung und Gesundheitssystem, zur Formung globaler Partnerschaften, zu politischer Teilnahme zugestanden. Mit den Gefahren mangelnder Privatsphäre, des weiteren Aufgehens der Arm-Reich-Schere oder sogar totaler Gedankenkontrolle kontern die Kulturpessimisten.

Einigkeit herrscht darüber,

  • dass es ein global vernetztes "Internet of Things" geben wird
  • dass Augmented Reality die menschliche Wahrnehmung über tragbare oder auch implantierte Devices erweitern wird
  • dass die "Vermessung der Welt" in physischer und sozialer Hinsicht weitergehen wird und
  • dass die Geschäftsmodelle des 20. Jahrhunderts durch disruptive Technologien untergehen werden – besonders in Finanz, Unterhaltung, Medien und Bildung.

Wünsche

Die Zukunft ist also doch vorbestimmt? Gerade falsch. "The best way to predict the future is to invent it", so die letzte der fünfzehn Thesen. Aktive Gestaltung, das wünscht sich auch der Erfinder des WWW selbst: Er kämpft für das offene, neutrale Netz und fordert eine online "Magna Charta", die die Unabhängigkeit und weltweite Nutzerrechte schützt. Dem Netz gratulieren – und es aktiv mitgestalten, das geht bei Berner-Lee's Initiative "the web we want". (Daniela Kraus, derStandard.at, 12.3.2014)