Lenzerheide - Ein dramatisches Finale war erwartet worden, aber in Form eines Kopf-an-Kopf-Rennens im Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup. So aber endete die Weltcup-Abfahrt von Lenzerheide am Mittwoch mit einem schweren Sturz von Maria Höfl-Riesch. Die Deutsche verletzte sich dabei derart, dass sie die Saison vorzeitig beenden muss.
Damit ist Anna Fenninger, die den sechsten Platz belegte, die Große Kugel kaum noch zu nehmen: Bei drei ausständigen Rennen liegt die Salzburgerin elf Punkte vor Höfl-Riesch und 235 vor der Tagessiegerin Lara Gut. Titelverteidigerin Tina Maze folgt mit 287 Zählern Rückstand. Bereits am Donnerstag könnte Fenninger im Super G letzte Fragen klären.
"Jedes Rennen ist gleich wichtig, ob es das erste oder das letzte der Saison ist. Man braucht nicht verkopfen, muss fokussiert bleiben. Ein Super-G-Sieg wäre schon noch ein Ziel", sagte die 24-Jährige, die sich seit Wochen in Hochform befindet.
Die Schweizerin Gut setzte sich in der letzten Abfahrt der Saison zur Freude der 6.000 Zuschauer bei Prachtwetter 5/100 Sekunden vor der Ex-Weltmeisterin Elisabeth Görgl und 0,57 vor ihrer Landsfrau Fränzi Aufdenblatten durch. Die ÖSV-Damen boten eine starke Mannschaftsleistung, Andrea Fischbacher wurde Fünfte (+0,96), Nicole Schmidhofer Siebente (1,10).
Helikopterbergung statt Kugelübergabe
Als nach der Siegerehrung für das Tagesrennen auch jene für die Disziplinwertung aufgerufen wurde, bot sich ein äußerst bizarres Bild. Auf einem Hügel im Hintergrund landete der Helikopter mit der verletzten Höfl-Riesch an Bord, vorne standen die zweitplatzierte Fenninger und die Dritte Tina Maze (Slowenien) auf dem Podest. Der für Höfl-Riesch in der Mitte reservierte Platz blieb frei und die Klänge der deutschen Hymne gingen im Hubschrauberlärm unter.
"Das war generell eine komische Stimmung, ohne Siegerin auf dem Podium zu stehen. Da kann man sich selbst nicht so freuen", sagte Fenninger. "Mit meinem Platz heute bin ich sehr zufrieden, von den Emotionen her ist es eher schwierig wegen Maria. Das ist sehr bitter für sie."
Innenskifehler mit Folgen
Höfl-Riesch wurde zu Untersuchungen ins Kantonsspital Chur gebracht, sie erlitt einen Muskelfaserbündelriss an der Adduktorengruppe im linken Oberschenkel, schwere Prellungen im Schulter- und Ellenbogenbereitgelenk sowie eine Kapselverletzung im linken Ellenbogengelenk. Die Deutsche hatte das Dienstagtraining wegen Hustens und Fiebers ausgelassen, beim Einfahren am Mittwoch habe sie sich aber gut gefühlt.
Nach knapp einer Fahrminute des Rennens passierte Riesch in einer Rechtskurve das folgenschwere Missgeschick: Nach einem Innenskifehler rutschte sie weg, wurde auf den Rücken gedreht und krachte in den Zaun. Mehrere Male waren ihre Schreie weithin zu hören. Dann verstummte sie und blieb über eine Viertelstunde liegen, bis der Helikopter sie barg.
Am Samstag fahren die Damen den Slalom, in dem Mikaela Shiffrin die Kristallkugel sicher hat. Der Riesenslalom am Sonntag beendet das Weltcupjahr. In dieser Wertung ist Fenninger (418) Zweite hinter der Schwedin Jessica Lindell-Vikarby (432). (APA/sid/red, 12.3.2014)