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Bernd Schilcher warnt seine Partei vor einem Absturz.

Foto: apa/gindl

Wien - Ein düsteres Zukunftsbild seiner Partei zeichnet Bildungsexperte Bernd Schilcher. Der ehemalige ÖVP-Politiker sieht nur noch zwei Szenarien für seine Partei: Entweder Zerschlagung und Wiederaufbau nach dem Vorbild der ehemaligen Verstaatlichten Industrie - oder aber sie gehe wie die italienische Democrazia Cristiana "den Bach runter", wobei ihm die letzte Variante "am konkretesten" erscheine, sagt Schilcher im Gespräch mit dem STANDARD.

Wenn die Talfahrt der Volkspartei in dieser Dimension weitergehe, es zu keiner "Verbreiterung und Öffnung" komme, würden die Neos "15 bis 20 Prozent bekommen und damit größer werden als die Ursprungspartei". Dann stelle sich die Frage einer Vereinigung, was aber beim jetzigen "eingeengten Zustand" seiner Partei nicht funktionieren werde, "denn da müsste sich die ÖVP grundlegend verändern", sagt Schilcher.

Der Niedergang der Partei sei natürlich auch für die Bünde ein existenzielles Thema. Schon jetzt gebe es Stimmen in der Wirtschaft, "etwas Eigenes zu machen" und sich vom ÖVP-Wirtschaftsbund zu emanzipieren. Ähnliches würde mittelfristig ebenso auf die Bauern zukommen, glaubt Schilcher. Und auch der mächtige ÖAAB käme ins Wanken, weil seine politische Einflussnahme substanziell beschnitten werde.

"Neos werden verschwinden"

Eine ÖVP, zwei Welten. In der Denkfabrik und Kaderschmiede der Partei, der Politischen Akademie (Polak) ist die Krise der Partei noch nicht angekommen. Der Präsident der ÖVP-Ausbildungsstätte, Exverteidigungsminister Werner Fasslabend, sieht keinen Grund für Alarmismus. "Die ÖVP ist nach wie vor recht gut aufgestellt. Gut, in den urbanen Regionen besteht Aufholbedarf, aber das trifft alle christdemokratischen Parteien in ganz Europa", sagt Fasslabend im Gespräch mit dem Standard.

In der neuen liberalen Partei der Neos sehe er keine Gefahr für die ÖVP. "Vor den Neos würde ich mich nicht fürchten. Das ist ein momentanes Phänomen, wie es auch das Team Stronach war. Sie sind ideologisch nahe am Liberalen Forum, dem ehemaligen LiF, und es wird ihnen gleich ergehen. Die Neos werden wieder verschwinden", glaubt Fasslabend.

Ganz anders schätzt sein ehemaliger Parteichef Erhard Busek das Potenzial der Neos ein. Er habe sie, wie er der Zeit verriet, bei den Nationalratswahlen gewählt.

Fasslabend ist dennoch überzeugt, es fehle den Neos "inhaltlich und personell an Substanz". Die ÖVP hingegen verfüge über eine "gute Substanz", denn: Die ÖVP sei "die einzige Partei mit Wirtschaftskompetenz. Das ist mit Abstand das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zu den Neos und anderen Parteien". Die große Stärke der Partei liege auch in ihrer "Wertekultur, die wir noch stärker zum Ausdruck bringen werden". (Walter Müller, DER STANDARD, 13.3.2014)