Bauruine in Sisak. Die Stadt muss jahrelang für eine niemals fertiggestellte Sporthalle zahlen.

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Der Journalist, der seit Jahren über die Geschäfte der Hypo in Kroatien schreibt, lebt nicht mehr in seiner Heimat. "Ich bekomme täglich Drohungen und kann deshalb keinen Job mehr in Kroatien finden", sagt Domagoj Margetic zum Standard. Etwa 20 Verfahren wegen Verleumdung gäbe es gegen ihn. Für Margetic ist klar, dass der Skandal in Kroatien nicht aufgeklärt werde, weil "hohe Politiker und Geldwäsche involviert sind".

Tatsächlich wird in Kroatien in der Causa Hypo in einigen Fällen ermittelt, die Korruptionsstaatsanwaltschaft Uskok verweigert aber sogar die Bestätigung dazu. Ein Untersuchungsausschuss oder ein ernsthafter Versuch, Transparenz zu schaffen, fehlen ohnedies. Dabei gäbe es in Kroatien vieles aufzuklären. Traurige Berühmtheit erlangte etwa die Sporthalle in Sisak, die von der Stadt mit Hilfe der Hypo Leasing gebaut werden sollte. Heute steht von der Sporthalle nur ein Skelett auf der Wiese. 158 Millionen Kuna (20,8 Mio. Euro) sollen seit Baubeginn 2007 versenkt worden sein. Das Projekt brachte die Stadt an den Rand der Zahlungsfähigkeit.

Als Negativ-Beispiele von Projekten der Hypo-Gruppe gelten auch einige Investitionen an der Küste (z. B. Skiper) oder ein Büroprojekt in Osijek. Sämtliche Unternehmungen führen in die Zeit von Ex-Premier Ivo Sanader zurück, der eng mit der Hypo verflochten war. Der kroatische Ökonom Damir Novotny spricht von etwa hundert lokalen Leuten, die mit der Hypo Leasing in Kroatien zusammengearbeitet hätten. "Aber das waren keine Geschäftsleute, das waren Gauner, man spricht von der Balkan-Mafia", so Novotny. Verantwortlich für die Auswahl der "Projekte ohne Zukunft" in Kroatien, sei aber die Hypo Alpe Adria Klagenfurt gewesen, so Novotny. Die Netzwerke dahinter seien von "Haider und Sanader aufgebaut" worden.

Spekulation über Sberbank

In Kroatien selbst würde heute nicht die Hypo-Bank selbst, sondern die Hypo Leasing und die Hypo Consultants das Problem darstellen. "Ich glaube nicht, dass die verkauft werden", so Novotny. "Die Immobilienpreise sind ja runter gegangen." Die Hypo-Bank in Kroatien sei aber "heute eine gesunde Bank", nachdem die Zentralbank vor fünf Jahren Maßnahmen zur Kapitalaufstockung angeregt hat. Er schätzt, dass die kroatische Hypo möglicherweise von der russischen Sberbank gekauft werden könne.

Anders sieht es in Bosnien-Herzegowina aus. "Dort sehe ich die Gefahr eines Bank-Runs", sagt Novotny. "Die Bank ist dort unterkapitalisiert und sitzt auf faulen Krediten", so Novotny. Einen Verkauf der bosnischen Hypo hält er schlichtweg für "unrealistisch". Die Bank weist das entschieden zurück, die Kapitalquote belaufe sich in Bosnien auf 17,9 Prozent und liege damit deutlich über dem gesetzlichen Erfordernis, erklärte ein Sprecher. "Mit ihnen. Nahe bei Ihnen. Für Sie.", lautet die Hypo-Werbung in Sarajevo. Blaue Nilpferde hüpfen fröhlich herum. Doch der Schein trügt. Wer eine Hypo-Filiale betritt, sieht gleich beim Eingang das Sicherheitspersonal.

Auch hier geht es um risikoreiche Kreditvergaben, die zur Krise führten, etwa an die Sarajevoer Brauerei. Die Klagenfurter Hypo hat gegen einige Ex-Mitarbeiter Anzeige erstattet. Im Fokus steht auch der Landwirtschaftsminister der Föderation, Jerko Ivankovic Lijanovic und Millionenkredite für seine Fleischerei. Die Staatsanwaltschaft in Sarajevo bestätigt dem Standard Ermittlungen in der Causa Hypo. Insgesamt soll es laut anderen Quellen um fünf Fälle gehen, die wegen "internationaler Verflechtungen" auf Gesamtstaatsebene geführt werden. In den Hypo-Töchtern auf dem Balkan verweist man insgesamt auf die "CSI Hypo" in Österreich.

In Slowenien befürchtet man zwar keinen Bankensturm. Schaden sieht der Ökonom Igor Masten allerdings auf einer anderen Ebene. "Wenn man sagen kann, dass die österreichischen Geschäftsleute mindestens so korrupt sind wie ihre slowenischen Kollegen und Österreich aber eine langjährige Demokratie, mit einer langen institutionellen Geschichte ist, dann kann man solche Abweichungen als normal sehen. "Das ist ein sehr schlechtes Beispiel." (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 13.3.2014)