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Vera Chytilová, aufgenommen 2009.

Foto: AP/Volfik Rene

Prag - Ihre berühmtesten Geschöpfe sind die beiden Maries: wahre, lachende Anarchistinnen mit Blumenkränzen im Haar, Dilettantinnen des Umsturzes und Meisterinnen der Destruktion. Sie erblickten 1966 das Licht der Leinwand, da veröffentlichte Vera Chytilová Sedmikrásky (Tausendschönchen) - jenen Film, der bald als ein Schlüsselwerk des neuen tschechischen Films galt und in dem sich aufs Schönste jene politische Aufbruchsstimmung widerspiegelte, welcher dann keine lange Dauer beschieden war.

Eine weitere wagemutige Arbeit, Ovoce stromu rajských jíme (Fruit of Paradise), wurde 1970 noch in den Wettbewerb nach Cannes geladen. Aber erst ab 1976 konnte sie wieder als Regisseurin arbeiten. Mit ihrer Tausendschönchen-Koautorin Ester Krumbachová entstand dann etwa 1983 Faunovo velmi pozdní odpoledne (Fauns allzu später Nachmittag). 2005 porträtierte die Filmemacherin ihre treue Verbündete posthum in Pátrání po Ester (Searching for Ester).

Geboren wurde Chytilová 1929. In Prag besuchte sie ab Ende der 1950er-Jahre die Filmschule FAMU - gemeinsam etwa mit Jirí Menzel und ihrem späteren Ehemann, dem Kameramann Jaroslav Kucera. Vier Jahre nach ihrem Abschluss veröffentlichte sie mit Tausenschönchen jenes Werk, das ihr einen ewigen Eintrag in die Filmgeschichte sicherte.

Die zu allen Zeiten streitbare Regisseurin, die sich in den 1990ern unter anderem auch in der Prager Stadtpolitik engagierte, stellte ihren letzten Film, Hezké chvilky bez záruky (Pleasant Moments), 2006 vor. Am Dienstag ist Vera Chytilová nach längerer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 14.3.2014)