Wien - Immer häufiger würzen Gerüchteköche das Nachfolge-Ratespiel mit dem Namen Karin Bergmann als interimistische Burgtheaterdirektorin. Die aus dem Ruhrpott stammende Theaterfrau wäre eine pragmatische und kluge Wahl: Bergmann war 18 Jahre an der Burg, zunächst als Pressesprecherin, zwischen 1999 und 2010 als Ko-Direktorin.

Mitte nächster Woche sollte die Nachfolge geklärt sein. Schon Ende dieser Woche will Ex-Burgherr Matthias Hartmann Klage gegen seine Entlassung einbringen und seine Unschuld beweisen. Hartmann kämpft auch um die Fortzahlung seiner Bezüge bis 2019. Einer der Vorwürfe gegen ihn hatte gelautet, er habe sich selbst höhere als vertraglich vereinbarte Regiegagen genehmigt und von der damaligen kaufmännischen Direktorin Silvia Stantejsky ausbezahlen lassen.

Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheaterholding, zeigte sich darüber entsetzt. Nur: "Sämtliche Zahlungen basieren auf einer vertraglichen Grundlage", sagen Mattias Hartmanns Anwälte Georg Schima und Katharina Körber-Risak. In der Tat existiert ein Vertrag, der neben der Unterschrift Stantejskys auch jene Springers trägt. Unterfertigt wurde der Vertrag am 12. März 2009 (und nicht, wie in der Donnerstag-Ausgabe des Standard irrtümlich berichtet, erst 2012). Er besagt, dass Hartmann für Neuinszenierungen 52.500 Euro Gage zusätzlich zum Fixgehalt zustanden.

Laut Hartmanns Anwälten bestätigt auch die Wirtschaftstreuhandkanzlei Steirer, Mika & Comp., dass alle Auszahlungen an Hartmann auf einer vertraglichen Grundlage basieren. Die Kanzlei war von der Burgtheater GmbH beauftragt worden, alle Zahlungen an den Ex-Direktor seit Beginn seiner Tätigkeit - inklusive Vorbereitungszeit - zu überprüfen. Der Kassasturz ergebe nun sogar einen offenen Saldo per 7. März 2014 von zumindest 4.238,62 Euro zu Hartmanns Gunsten.

Hartmanns Anwälte interessiert insbesondere "der Kenntnisstand des Alleineigentümervertreters Dr. Georg Springer". Wenn der Alleingesellschafter von Missständen wisse und sie nicht abstelle, bedeute dies eine Pflichtverletzung. Nun fordert auch das Team Stronach eine Sonderprüfung der gesamten Bundestheater-Holding durch den Rechnungshof: Aufgrund des plötzlich auftretenden Millionenschadens beim Burgtheater könne man nicht ausschließen, dass es auch bei den anderen Häusern Probleme gäbe: "Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser", so Marcus Franz, Kultursprecher des Teams Stronach: "Wenn Kulturminister Ostermayer Bundestheater-Holdingchef Springer sowie den Aufsichtsrat von jeder Verantwortung pauschal freispricht, dann ist das unseriös und unglaubwürdig."

Keine Corruption an der Burg

Und als gäbe es nicht Ungemach, hat nach dem Ungarischen Nationaltheater nun auch die ungarische Theatergruppe Krétakör die Teilnahme an dem von Ex-Burgchef Hartmann intiierten Szene Ungarn-Festival abgesagt. Ihr Gastpiel Corruption, das am Montag im Kasino aufgeführt werden hätte sollen, wird ersatzlos gestrichen.

Die maliziöse Begründung der Theatertruppe: Die ungeklärten wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen am Burgtheater ließen sich mit dem Anliegen der Gruppe nicht vereinbaren. Ähnlich hatte Mitte Februar auch Attila Vidnyanszky, Intendant des Ungarischen Nationaltheaters argumentiert und sein Johanna auf dem Scheiterhaufen -Gastspiel storniert. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 14.3.2014)