München/Berlin - Horst Seehofer fuhr in den vergangenen Wochen wieder viel übers Land. Doch diesmal waren die Bühnen für den CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten ein wenig kleiner als im Herbst 2013. Damals machte Seehofer Landtags- und Bundestagswahlkampf. Jetzt kämpft er für unzählige Kommunalpolitiker seiner CSU.

39.000 Mandate werden am Sonntag bei der Kommunalwahl in Bayern neu vergeben. Von einer "kleinen Landtagswahl" spricht die CSU, und natürlich hat sie nur ein Ziel: Bayern soll möglichst noch schwärzer - oder zumindest nicht weniger schwarz - werden.

Auf Bundes- und Landesebene hat die CSU ihren Beitrag im September geleistet. Mit Seehofer holte sie in Bayern die absolute Mehrheit zurück, bei der Bundestagswahl trug sie ihr Scherflein zum guten Unionsresultat bei.

Doch dieser Segen ist auch ein wenig Fluch. Denn wer oben ist, muss viel leisten, um oben zu bleiben. "Die erste Saison nach einer Meisterschaft ist die schwierigste", erklärte Seehofer daher in den vergangenen Wochen ein ums andere Mal.

Denn seit den für die CSU so tollen Tagen im Herbst hat sich so manches ereignet, was Wahlsiegen vielleicht nicht ganz so zuträglich sein könnte. In Berlin musste CSU-Agrarminister Hans-Peter Friedrich wegen seiner Informationspolitik als früherer Innenminister in der Kinderpornoaffäre um den SPD-Politiker Sebastian Edathy zurücktreten.

Recht unschön war auch das Verhalten des Miesbacher Landrats Jakob Kreidl. Der hatte sich die große Feier zu seinem Sechziger von der lokalen Sparkasse und dem Landratsamt sponsern lassen. Er hat sich zwar mittlerweile aus seinen politischen Ämtern zurückgezogen, steht aber immer noch auf dem Wahlzettel.

Seehofer soll getobt haben, denn die Miesbacher G'schicht ist eine aus jenem Kapitel, das bei CSU-Chef ganz schlecht ankommt: "Amigos halten zusammen." Auch dass der neue CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer seinen in Prag erworbenen Doktortitel wieder abgeben musste, weil dieser nicht in ganz Deutschland gültig ist, sorgte für Unruhe.

Kampf um München

Viele schütteln aber auch über Seehofer selbst den Kopf. Früher war er "Fan" von Angela Merkels Energiewende. Mittlerweile aber stellt er den Netzausbau infrage, weil er Bayerns Gemeinden nicht belastet sehen will. Aber ein bisschen grüner möchte es Seehofer doch.

Am Sonntag wird natürlich auch in München gewählt. 21 Jahre lang regierte dort die SPD mit ihrem beliebten Oberbürgermeister Christian Ude. Dieser darf jetzt aus Altersgründen nicht mehr antreten, und das sieht die CSU als ihre Chance.

Sollte es rechnerisch für ein Bündnis aus CSU und Grünen reichen, dann sollte man dieses auch eingehen, sagt Seehofer. Aus seiner Sicht wäre das nicht nur für München (die drittgrößte deutsche Stadt) eine gute Sache. Seehofer: "Da geht es um ein bundesweites Signal." (Birgit Baumann, DER STANDARD, 14.3.2014)