Tokio - Zwei Tage vor dem umstrittenen Referendum über die Abspaltung der Halbinsel von der Ukraine gingen die Börsen am Freitag weltweit auf Talfahrt. Besonders stark unter Druck geriet der russische Aktienmarkt, die Indizes dort fielen auf den niedrigsten Stand seit fast fünf Jahren. Auch in Deutschland saß den Anlegern die Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine im Nacken. Der Dax rutschte zum ersten Mal seit Dezember 2013 unter 9000 Punkte und verzeichnete mit 4,6 Prozent zeitweise den höchsten Wochenverlust seit Juni 2012. In Österreich fällt das Minus vergleichsweise gering aus. In Japan hatten die Börsen deutliche Einbrüche verzeichnet. Die US-Börsen traten am Nachmittag auf der Stelle.

"Die Ukraine ist im Moment eines der gravierendsten weltpolitischen Risiken und wie das ausgehen wird, ist schwer vorherzusagen", sagte Salman Ahmed, Anleihenstratege bei der Privatbank Lombard Odier. Gerade vor dem Wochenende wollten Anleger auf Nummer sicher gehen und trennten sich von Beständen. Am Sonntag wird auf der Krim darüber abgestimmt, ob die Halbinsel sich von der Ukraine abspalten und Russland anschließen wird. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, stufen das Referendum als illegal ein. Sie drohen der Regierung in Moskau mit Sanktionen, sollte sie sich die Krim einverleiben. Mit Spannung wurde das am Freitag angesetzte Treffen von US-Außenminister John Kerry und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in London erwartet.

Tokio minus drei Prozent

Die Furcht vor einer weiteren Eskalation auf der Krim hat zuvor die Börse in Tokio um über drei Prozent ins Minus geschickt. Zusätzlich zur Unsicherheit wegen der Situation in der Ukraine kommen schwache Konjunkturdaten aus China und die Aussicht auf eine weitere Drosselung der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank Fed. Die Kurse an vielen Handelsplätzen fielen auf den niedrigsten Stand seit einem Monat. Viele Investoren trennten sich von ihren Aktien und parkten ihr Geld in Yen.

Die heutige Bewegung des Nikkei 225 sei nicht ungewöhnlich, meint Hans Engel, Analyst der Erste Group, auf Nachfrage. "In den letzten zwölf Monaten hat es bereits acht Bewegungen nach unten gegeben, die sogar noch stärker ausfielen als die heutige, das heißt so etwas passiert im Schnitt alle 6,5 Wochen." Der Index befinde sich seit mehreren Tagen im Abwärtstrend, dieser habe sich auch aufgrund des festeren Yens zuletzt beschleunigt.

Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek stellt fest, Japans Aktienmärkte laufen bei den Kursgewinnen deutlich den Unternehmensgewinnen voraus. Nun komme es zu Gewinnmitnahmen. An den internationalen Märkten habe es zudem seit über zwei Jahren keine Korrektur mehr über zehn Prozent gegeben.

3,3 Prozent nach unten

Der Nikkei-Index fiel am Freitag um 3,3 Prozent auf 14.327 Zähler. Auf Wochensicht gab das Barometer sogar 6,2 Prozent nach, so viel wie seit neun Monaten nicht mehr. Der breiter gefasste Topix gab 3,2 Prozent auf 1164 Punkte nach. Besonders Exportwerte gerieten wegen des stärkeren Yen unter Druck. Die japanische Währung gilt als sicherer Hafen und steigt daher besonders in turbulenten Zeiten im Wert. Der Dollar notierte so 0,2 Prozent schwächer bei 101,7 Yen.

Auch außerhalb Japans gaben die Kurse nach. Der entsprechende MSCI-Index für die asiatischen Aktienmärkte ohne Japan verlor 1,4 Prozent. Russlands Militärmanöver nahe der Grenze zur Ukraine schürte Sorgen, dass sich die Lage weiter zuspitzt. Am Sonntag sollen die Bewohner der Krim-Halbinsel darüber abstimmen, ob sie künftig zur Ukraine oder zu Russland gehören wollen. Die USA drohten bereits mit Sanktionen, wenn es zu einem Anschluss der Krim an Russland kommen sollte. (Reuters/red, derStandard.at, 14.3.2014)