Die Aufstellung des FC Basel ...

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... und jene von Red Bull Salzburg.

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Basels Trainer Murat Yakin hatte ein Rezept. Er ließ seine Mannschaft am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Red Bull Salzburg in einer sehr engen Formation auftreten, die man als 3-4-2-1 bezeichnen kann.

Die drei Abwehrspieler verteidigten eng am Mann und verfolgten ihren jeweiligen Gegenspieler oft in Manndecker-Manier fast bis zur Mittellinie. Das zeigte Wirkung. Allen voran Salzburgs Angreifer Jonatan Soriano kam damit überhaupt nicht zurecht, der Spanier hatte in 90 Minuten nur 33 Ballkontakte und einen Torschuss.

Basels einziger Sechser Fabian Frei ließ sich bei Salzburger Ballbesitz bis kurz vor die Abwehrreihe zurückfallen. Die Degen-Brüder Philipp und David machten als offensive Außenverteidiger die Seiten zu, während Serey Die auf der rechten Halbposition vor Frei ebenfalls die Mitte verdichtete. Hinter der einzigen Spitze Giovanni Sio spielten Valentin Stocker und Matias Delgado, sie halfen im Mittelfeld abwechselnd aus.

Dies hatte in Verbindung mit dem konzentrierten Basler Spiel zwei Konsequenzen:

  • Zunächst befreiten sich die Schweizer aufgrund der hohen Spieleranzahl im eigenen Drittel leichter aus den Pressingfängen der Salzburger als Ajax Amsterdam. Der ballführende Basler hatte im Kampf gegen die angreifenden Bullen mehr Anspielstationen zur Verfügung oder konnte den weiten Befreiungsschlag zumindest weniger bedrängt suchen. Fatale Ballverluste unterliefen den Baslern in der letzten Reihe nicht.
  • Zudem hatte die dichte Staffelung davor zur Folge, dass die Basler eine weitere Problemzone die meiste Zeit ausgeglichen und zeitweise gar mit Vorteilen bespielen konnten: das Mittelfeldzentrum.

In der Tat besaßen die Salzburger dort nicht die für ihr Spiel so wichtige Dominanz. Die FCB-Verteidiger blieben auch an den Stürmern dran, wenn diese ins Mittelfeld zurückfielen, Delgado und Stocker schalteten sich abwechselnd in die Verteidigungsarbeit ein. Diese Verdichtung sorgte mit der sowieso hohen Anzahl von Schweizer Spielern im Zentrum für Vorteile der Basler bei zweiten Bällen und dafür, dass Stefan Ilsanker und Christoph Leitgeb weit seltener Gelegenheiten für ihre berüchtigen Gegenpressingaktionen hatten. Außerdem wurden Sadio Mané und Kevin Kampl oft von zwei Spielern gleichzeitig angegriffen.

Die ersten 20 Minuten nahmen für die Salzburger dennoch einen guten Verlauf: Selbst gegen die exzellent eingestellten Basler kreierte Salzburg Pressingsituationen (Mané-Kopfball, 8.) und konterte über den dribbelstarken Kampl (Leitgeb-Chance, 13.). Der starke Basler Torwart Yann Sommer verhinderte aber einen Rückstand für die Gastgeber.

Im St. Jakob-Park entwickelte sich schlussendlich wieder ein "normales" Fußballspiel mit Salzburger Beteiligung (Ballbesitz 49 zu 51 Prozent) und keine Pressingshow. Normal in der Hinsicht, dass Basel von der ersten Minute an eigene Angriffssituationen kreieren konnte und auch längere Ballbesitzphasen in der neutralen und gegnerischen Zone erreichte. Diese psychologisch wichtigen Momente verteilten sich über das ganze Spiel. Basel kam zudem anders als Amsterdam selbst zu guten Chancen, weshalb Salzburg seine Pressing-Maschine mit zunehmenden Spielverlauf nicht in der bekannten Radikalität laufen ließ.

Nach dem verletzungsbedingten Abgang von Rechtverteidger Christian Schwegler agierten die Salzburger Außenverteidiger Dusan Svento und Florian Klein weit weniger aggressiv und offensiv im Vergleich mit der Stammbesetzung Ulmer/Schwegler. Im zweiten Durchgang verkehrten sich die Vorzeichen sogar derart, dass Salzburg in gewissen Phasen die reagierende Mannschaft war. Denn nachdem Basel die ersten 20 Minuten dank Sommer unbeschadet überstanden hatte, gestaltete sich die Partie ausgeglichen.

Die Faktoren dafür:

  • Im Mittelfeld der Basler spielte mit Serery Die ein guter Umschaltspieler, der immer wieder mit seiner Dynamik und Technik den Ball im Feuer des Salzburger Mittelfeldpressings behauptete und die wichtigen Befreiungsaktionen einleitete (vier erfolgreiche Dribblings, zweimal gefoult, 71 Prozent Passquote).
  • Auf den Außenbahnen agierten die kampfstarken Brüder Degen, die mit Vehemenz den Ball behaupteten (sechs Fouls gegen David, zwei gegen Philipp).
  • Weil die einzelnen Basler Mannschaftsteile eng beeinander standen, boten sich oft Möglichkeiten für Kombinationen.
  • Als weitere Option stand immer noch Stürmer Giovanni Sio bereit (5 gewonnene Kopfballduelle, 65 Prozent Passquote).

So gelang es Basel immer wieder, sich mit wenigen Ballkontakten zu befreien. Obwohl bei den Gastgebern mehrere Stammspieler fehlten, hat Basel den favorisierten Salzburgern Paroli geboten. Unter Druck steht wegen der Auswärtstorregel nun Salzburg. Das verspricht Spannung für das Rückspiel. (Jörn Wenge, derStandard.at, 14.3.2014)