Wien - In der Saison 2012/13 verendeten in Österreich laut Auswertung von Zoologen an der Universität Graz im Schnitt 17,6 Prozent der eingewinterten Bienenvölker. Wie hoch die heurigen Winterverluste ausfallen werden, lässt sich noch nicht sagen. Mancherorts wurden Verluste in der Höhe von 20 bis 30 Prozent gemeldet, berichtet Imkerbund-Präsident Johann Gruscher, der bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Anträge auf Zulassung mehrerer Bekämpfungsmittel eingereicht hat.
Österreichs Bienen sind zwar vor einer potenziellen Gefahr geschützt, nachdem der Einsatz von Neonicotinoiden (Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid) vom Nationalrat ab Oktober 2013 mittels Teilverbot für drei Jahre untersagt wurde. Im Boden sind die Mittel aber weiterhin vorhanden - wenn auch in deutlich niedrigerer Konzentration, sagt Helmut Burtscher. Der Biochemiker bei Global 2000 weist auf mögliche Wechselwirkungen zwischen den Giften und der Anfälligkeit der Bienen gegenüber Krankheitserregern hinweist.
Die Milbe
Nach wie vor setzt die Varroamilbe den Bienen zu. Der milde Winter hat den Bestand des gefährlichen Parasiten heuer um eine Generation vorverlegt. Der Grund dafür war, dass die Bienen klimatisch bedingt durchgebrütet haben, sagt Gruscher. Die aus dem asiatischen Raum eingeschleppte Milbe in ihrer Unterart "Korea-Typ" - 1983 erstmals in Österreich registriert - entwickelte sich zu einem immer größeren Problem für den heimischen Bienenbestand. Die winzigen Parasiten befallen Bienenlarven, die sich deshalb zu kleineren, schwächeren und krankheitsanfälligeren Tieren entwickeln. Zudem infizieren die Milben die Bienen mit verschiedenen Viren.
Eine weitere Gefahr für die Bienen sind illegale Pflanzenschutzmittel. Zuletzt warnte die Interessensvertretung IG Pflanzenschutz, dass laut Schätzungen der Europäischen Pflanzenschutzverbands (ECPA) bis zu zehn Prozent der in Europa eingesetzten Mittel dieser Art wären. Für Österreich dürften ähnliche Werte gelten.
Verbotene Mittel
Bei diesen Pflanzenschutzmitteln handelt es sich um Fälschungen mit ungeprüfter Zusammensetzung bzw. um eigenständige Produkte, die vorgeben, Pflanzenschutzmittel zu sein, aber minderwertige Stoffe enthalten. "Es zeigt sich, dass rund jeder zehnte Nachweis von Pestiziden (mit Ausnahme neonicotinoider Saatgutbeizen) ein in der gesamten EU verbotenes Pestizid betrifft", heißt es Stellungnahme von Global 2000, die sich auf die während der Neonictotinid-Debatte bekannt gewordene Melissa-Studie bezieht. Fünf in Österreich und der EU verbotene Pestizide wurden 2010 und 2011 in Proben von Bienen und dem in den Waben enthaltenen "Bienenbrot" nachgewiesen.
Im Regierungsprogramm wurde angekündigt, dass "ein wirksames und effizientes Bienenschutzprogramm" entwickelt werden soll. Laut Umweltministerium werden im Laufe des Jahres nach einer bereits beschlossenen Erhöhung der Imkereiförderung weitere Schritte zugunsten der Bienen folgen. Global 2000 veranstaltet in Wien am 3. April eine zweitägige Bienenkonferenz namens "Meet The Bees", bei dem Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zum Thema sprechen werden. Thematisiert werden im Schloss Schönbrunn auch die Neonictotinide, bzw. ob deren Teilverbot ausreicht. (APA/red, derStandard.at, 14. 3. 2014)