Grafik: STANDARD

Wien - Politische Krisen und drastische Abwertungen haben die aufstrebenden Volkswirtschaften von der Ukraine bis in die Türkei in die Schlagzeilen gebracht. Doch unter der Schwelle der Aufmerksamkeit aufgeregter Anleger hat sich in den vergangenen Jahren ein anderes Problem aufgebaut. Die privaten Haushalte und Unternehmen in den Schwellenländern haben sich massiv verschuldet (siehe Grafik).

Der Ökonom Neil Shearing von Capital Economics misst die Gefahr einer gefährlichen Kreditblase anhand einer einfachen Daumenregel: "Wann immer sich die Schulden des Privatsektors um mehr als 30 Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung erhöht haben, hat das künftige Probleme wie Bankenkrisen bedeutet." Ein Blick auf die Daten zeigt, dass sieben Länder - von China und Thailand bis zur Türkei und der Ukraine - diesen Grenzwert überschreiten. Für Shearing befinden sie sich daher in einer "Gefahrenzone". Verstärkt wird der Effekt, wenn die Schulden vor allem im Ausland fällig werden und die Länder wegen hoher Importe laufend neue Verbindlichkeiten aufbauen.

Doch auch die Struktur der Schulden ist wichtig, um die Gefahren einzuschätzen: Wie viel wurde in fremder Währung geliehen? Sind die Kredite lang- oder sehr kurzfristig vergeben worden? Verfügt der Staat im Zweifel über Mittel zur Rettung? Gemessen an diesen Fragen relativiert sich etwa die Verschuldungssituation in China etwas, während die Türkei mit ihren relativ kurzfristigen Schulden verletzlich aussieht.

"Die Türkei braucht Reformen, der private Sektor ist relativ stark überschuldet", sagt etwa Thomas Vorlaufer, Aktienfondsmanager für Schwellenländer bei der Dekabank. Zuletzt hat die türkische Notenbank die Leitzinsen verdoppelt. Die Folgen könnten sein, dass immer mehr Schuldner Probleme bekommen, ihre Kredite auch zu bedienen. Mit Pleiten werden die höheren Privatschulden auch in Schwellenländern Schlagzeilen machen. (sulu, DER STANDARD, 14.3.2014)