Die Modedesignerin Michaela Mayer wohnt in einem 1930er-Jahre-Bau nahe dem Wiener Stadtpark. Chaos hat sie nur im Atelier, zu Hause jedoch ist alles durchdacht. Davon überzeugte sich Michael Hausenblas.

"Ich wohne in dieser Wohnung nun schon seit 15 Jahren. Es ist eine Mietwohnung, die dem Stift der Elisabethinen gehört. Von meiner Küche aus sehe ich auf den großen Garten des St.-Elisabeth-Spitals, von der anderen Seite der Wohnung blicke ich direkt auf den Stadtpark. Die Wohnung mit ihren 89 Quadratmetern liegt fast an der Grenze zur Wiener Innenstadt, wo sich in der Singerstraße auch mein Geschäft und mein Atelier befinden. Ich wohne hier mit meinem Mann, der vor vier Jahren von Los Angeles nach Wien gezogen ist.

Michaela Mayer an einem ihrer Lieblingsplätze, nämlich in ihrer schwarz-gelben Küche, in der sie vieles selbst entworfen und manches auch selbst gefertigt hat. (Foto: Lisi Specht)
Foto: Lisi Specht

Unser Zuhause liegt im ersten Stock eines Hauses aus den 1930er-Jahren, über das ich allerdings nicht viel berichten kann. Ich mag das Ambiente. Eine Neubauwohnung wäre für mich undenkbar. Hier beträgt die Raumhöhe zwar auch nur knapp drei Meter und ist damit nicht wirklich hoch, aber es ist okay.

Es gibt eine kleine Küche mit angrenzendem Balkon, die zwar nur neun Quadratmeter misst, durch die Raumnutzung aber sehr viel größer wirkt, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer samt begehbarem Schrank und außerdem ein Arbeitszimmer, das ich auch für Tai-Chi und Qigong nütze.

Ich habe in diese Wohnung relativ viel Geld investiert. Ich habe sie in einem ziemlich wilden 1970er-Jahre-Style vorgefunden, alles mit Mahagoni-Vertäfelungen und teilweise sogar mit goldenen Lichtschaltern! Sogar im Badezimmer gab es eine Mahagonidecke. Als das Holz dann draußen war, konnte man endlich erkennen, wie hell die Wohnung eigentlich ist.

Mir ist sehr wichtig, dass die Räume nicht vollgeräumt sind. Ich sammle zwar gerne Kunst, aber ich mag es nicht, wenn zu viele Dinge herumstehen. Daher findet man bei mir Kunst in erster Linie an den Wänden. Mir ist wichtig, dass man Stauraum gut in den Wohnraum integriert und den Raum ideal ausnützt, dann wirken auch die Zimmer automatisch größer. Ich glaube nicht, dass da eine Psychologie dahintersteckt. Vielleicht ist es einfach nur der Kontrast zu meinem Atelier im Geschäft, wo Chaos für meinen kreativen Schaffensprozess unbedingt notwendig ist. Hier aber nicht. Ich koche sehr gern. Die Küche mit dem gelben Boden habe ich übrigens gemeinsam mit einer Freundin, der Wiener Architektin Sandra Häuplik-Meusburger, selbst umgebaut. Der gesamte Arbeitsblock besteht aus Beton. Wir haben alles selbst verschalt und geschliffen. Natürlich war auch ein Statiker dabei, immerhin sprechen wir hier von 400 Kilo Beton, genauer gesagt: Weißzement mit Schwarzpulver. Das Zusammenmischen erinnerte an Kuchenbacken.

Das Sofa im Wohnzimmer hab ich ebenfalls selbst entworfen. Wichtig an Möbeln ist mir das Modulare und Flexible. Den Schreibtisch im Arbeitsraum kann man zum Beispiel hochklappen, sodass er im Regal verschwindet. Design und Architektur haben mich immer schon gereizt, allerdings war die Mode dann doch stärker. Aber eigentlich sehe ich Modedesign gar nicht so weit entfernt von diesen Disziplinen. Meine Mode hat sehr viel mit Architektur und Bildhauerei zu tun. Ich brauche die Haptik, ich will herausfinden, was das Material kann und braucht, und drapiere es meistens an der Puppe, ein Entwurf entsteht bei mir nicht durchs Zeichnen.

Zurück zum Wohnen: Der Begriff bedeutet für mich Rückzug, Privatheit und Ruhe, denn im Geschäft habe ja sehr viel mit Menschen zu tun. Was ich mir wirklich wünschen würde, wäre eine große Terrasse und vielleicht, im obersten Stock zu wohnen, allein schon, um vom Stockwerk über mir nichts hören zu müssen! Ein wirklicher Traum aber wäre eine kleine Hütte am Wasser. Und ich hab schon eine Idee, wie diese aussehen könnte ..." (DER STANDARD, 15.3.2014)