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Sebastian Kurz.

Foto: APA/EPA/JULIEN WARNAND

Als zwei, die es gut verstehen, ihre Verdienste über die Medien kommunizieren zu lassen, haben sich in den letzten Tagen Papst Franziskus und Außenminister Kurz erwiesen. In "Österreich" fabulierte einer, der es wissen muss, der Dompfarrer von St. Stephan Toni Faber, vom "Franziskus-Effekt", während der "Kurier" mit dem Sonntagsaufmacher Unterwegs zum Staatsmann? ganz auf den Sebastian-Effekt setzte. Beide sind erst kurz im Geschäft, der eine noch kein Viertel-, der andere immerhin schon ein ganzes Jahr, und wollen in dieser finsteren Welt ihr Licht nicht unter den Scheffel gestellt wissen. Mit 77 Jahren Papst ist gewiss nicht schlecht, aber mit 27 Staatsmann, wenn auch mit Fragezeichen, ist doch besser, wenn man bedenkt, dass der Kirchen-Boss auch noch einschlägige Erfahrung in die Waagschale werfen musste, um erwählt zu werden.

Aber jetzt: So verleiht er der Kirche Flügel, schwärmte "Österreich", womit unausgesprochen an den tieferen Sinn der Berufung von Kurz erinnert ward, nämlich der ÖVP Flügel zu verleihen. Der "Kurier" ist sich seiner diesbezüglichen Verantwortung bewusst, bildete am Sonntag auf Seite 1 Kurz in Denkerpose ab und machte seine Seite 4 zu einem Ruhmesblatt des Außenministers. Nach der Lektüre war jeder Grund, sich um Österreich in der Welt Sorgen zu machen, wie weggewischt. Kein Patzer bei den Antrittsbesuchen in den Nachbarländern, ließ die Leser aufatmen, und dann auch noch die Adelung im Kreis der EU-Kollegen. "Ich bin der Frank-Walter": Mit dieser Begrüßung beim ersten persönlichen Gespräch zerstreute Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Befürchtung, er könnte den konservativen Jungspund aus Österreich mit Herablassung behandeln. Wessen Befürchtung galt es da zu zerstreuen? Doch nicht etwa die des "Kurier"?

Dafür gibt es keinen Grund. Denn Zuneigung hat EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton zu dem höflichen Minister aus Austria gefasst: Aufgrund dieser guten Beziehung gelang es Kurz, die Iran-Gespräche nach Wien zu holen und Österreich als internationalen Begegnungsort in Erinnerung zu rufen. Es geht doch nichts über ein wenig Höflichkeit, schon hast du einen Begegnungsort an Land gezogen. Gewusst wie: Im Kreis der europäischen Außenminister ergreift Kurz besonders dann das Wort, wenn er etwas zu sagen hat. Aber dann besonders!

Um wie viel besser könnte es um die Welt bestellt sein, wäre Putin ein wenig höflicher und nähme sich ein Beispiel an Kurz. Denn Kurz hat Erfolg mit Diplomatie, ließ einen Tag nach seiner Erhebung zum Staatsmann im "Kurier" Fellner zuschlagen. "Österreich"-Reporterin Isabelle Daniel reiste mit Außenminister Kurz in die Ukraine, ging es ihm doch um nicht weniger als um "Meine Ukraine-Mission". Laut der mitreisenden Reporterin bestand sie im Kern aus der Einsicht: "Um die Deeskalation auf der Krim kümmern sich Gott sei Dank die wirklich Großen", sagt Sebastian Kurz in löblicher Bescheidenheit. Der jüngste Außenminister der Welt zeigt auch in der Ukraine seine großen Stärken: soziale Intelligenz und Bescheidenheit. Er gibt nicht vor, mehr zu sein, als er ist. Und er sorgt dafür, dass darüber nicht zu knapp berichtet wird, schließlich kennt er seine wichtigste Aufgabe - der ÖVP Flügel zu verleihen.

Dasselbe versucht Franziskus mit seiner Kirche, und an medialer Unterstützung fehlt es dabei weder in Österreich noch in "Österreich". An Toni Faber jedenfalls soll es nicht liegen. Ich war natürlich schon bei seiner Wahl vor einem Jahr biff-baff! ... Der Papst will eine Kirche, die nicht nur edel um sich selbst kreist, sondern eine Kirche, in der ein offeneres Gespräch möglich ist, womit er beim Dompfarrer von St. Stephan offene Türen einrennt. Ich fühle mich dadurch ermutigt, mir weiter in den Straßen Wiens so manche Beule zu holen, wo gesagt wird: Der Toni Faber macht ja alles.

Er ist jedenfalls nicht einer, der nur edel um sich selbst kreist, sondern größere Runden dreht, um sich, ermutigt von der Demut, mit der der Papst die Menschen zum Schwärmen bringt, nicht nur in den Straßen Wiens, sondern auch in den Kreisen der Seitenblicke-Gesellschaft so manche Beule zu holen. Nur Harald Serafin engagiert sich stärker. Ich weiß, setzt auch Toni Faber ganz auf Demut, ich habe viele Fehler, aber den Fehler, dass ich zu viel segne, der wird mir im Himmel einmal wahrscheinlich nicht zur Last gelegt werden. Wenn er sich da nur keine Beule holt! (Günter Traxler, DER STANDARD, 15./16.3.2014)