Letzter Akt für Harald Schmidt.

Foto: Screenshot/Youtube

Harald Schmidts Abschied vom Bezahlsender Sky begann überschwänglich. Mit weißem Kragen und sardinenfarbener Krawatte nahm Dirty Harry Ovationen des Volkes entgegen. Zuletzt zählte das Königreich des besten deutschen TV-Unterhalters kaum mehr Untertanen als ein Zwergstaat in den Pyrenäen. Schmidt muss sich wie Napoleon auf Elba gefühlt haben.

St. Helena kommt für ihn nicht in Frage. Ins Gefängnis braucht er, im Gegensatz zu Uli Hoeneß, auch nicht zu gehen. Schmidt und Hoeneß haben manches miteinander gemein. Beide hätten sie Millionen verzockt: Hoeneß Euro, Schmidt Zuschauer. Letzterer weiß, wovon er spricht: "Ich saß lange genug in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt. Aber auch dort freundet man sich schließlich mit den Leuten an!"

In der letzten, parallel auf Youtube übertragenen Harald Schmidt Show folgte ein zahmes Nachspiel. Ein Echo auf das "Captain's Dinner", mit dem jedes Traumschiff seine erotische Kaperfahrt beschließt. Die Sonne scheint den Rentnern dann aus allen Knopflöchern.

Im Verein mit seinen "Sidekicks" blödelte Schmidt wie ein milder Potentat. Er reichte Würstchen mit Kartoffelsalat. Man suhlte sich im bräsigen 1970er-Sound der Helmut Zerlett Band. Ob man wegen erotischer Verlockungen ins Fernsehfach wechsle, wurde Harald Schmidt gefragt. Das sei wie mit den Süßigkeiten in der Bäckerei. Die stellten nur am Anfang eine Verlockung dar. "Dann hast du nur noch Schwule und Gestrandete!"

Sky bekam für den Youtube-Auftritt auch noch sein Fett ab. Der würde gemacht, "damit die Leute sagen: Das ist eine Show, die kommt nicht mehr, da hol' ich mir ein Abo!" Der König hatte gesprochen. Vorhang. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 15./16.3.2014)