Wien - Praktisch, dass Harald Schmidt soeben seine letzte Fernsehshow abgezogen und ab nun viel Tagesfreizeit hat: Claus Peymann, Ex-Burgtheaterdirektor und seit 1999 künstlerischer Direktor des Berliner Ensembles, schlug den Entertainer als neuen Burgchef vor und versprach, für die Eröffnungspremiere Hamlet mit Schmidt in der Titelrolle zu inszenieren: "Wir Piefkes müssen doch zusammenhalten."

Dieser augenzwinkernde Peymann-Vorschlag entspricht wohl nicht den Vorstellungen von SP-Kulturminister Josef Ostermayer, der bis Mittwoch nächster Woche eine interimistische Nachfolge für Matthias Hartmann gefunden haben will. Frank Baumbauer, selbst als Favorit für diese Rolle gehandelt, fände einen externen Nachfolger übrigens wenig ratsam.

Eine interne Lösung nützte vermutlich auch eher Ostermayers Absicht, dem Patienten Burgtheater Ruhe und Stabilität zu verordnen. "Wenn wir das hinter uns haben", sagte Ostermayer im parlamentarischen Untersuchungsausschuss am Donnerstag, wolle er auch über die Strukturen nachdenken. Gleichzeitig ließ er keinen Zweifel daran, dass Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer nach wie vor sein volles Vertrauen besitze. Der wiederum sagte im Kulturausschuss eher gereizt: "Ich bin nicht bereit, mich auffordern zu lassen zum Rücktritt. Ich wüsste nicht, wovon ich zurücktreten sollte." Stattdessen regte er an, die Holding "aufgrund der traurigen Erfahrungen mit dem Burgtheater zu stärken." Viel Zustimmung heimste er damit nicht ein. Denn die Abgeordneten hinterfragten vor allem die mögliche Mitverantwortung von Holding und Wirtschaftsprüfern.

Die Gutachten, die zur Entlassung Hartmanns geführt haben, werden nicht veröffentlicht: Sie enthielten, so Ostermayer, eine Risikoabschätzung für den Fall, dass Hartmann gegen die Entlassung klagt.

Nun hat sich auch die Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftskriminalität und Korruption (WKStA) eingeschaltet. Auf Basis mehrerer Anzeigen bzw. Sachverhaltsdarstellungen werden die buchhalterischen Vorgänge an der Burg überprüft. Dies dürfte sich "tiefgründig" gestalten, sagte WKStA-Sprecher Erich Mayer in einem Interview mit der APA. Immerhin steht eine ganze Reihe möglicher strafrechtlicher Vergehen im Raum.

Die Bundestheater-Holding und die Bundestheater GmbH werden im Rechtsstreit gegen Hartmann und die ebenfalls entlassene Vizedirektorin Silvia Stantejsky übrigens von der selben Anwaltskanzlei vertreten: Eine seltsame Optik angesichts einer möglichen Mitverantwortung Springers. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 15.3.2014)