Die Fotos, die vergangene Woche aus Paris über die Agenturen kamen, hatten so gar nichts mit dem Bild gemein, das wir uns sonst von der prachtvollsten Metropole der Alten Welt machen. Stattdessen fühlte man sich auf gespenstische Weise an Peking erinnert: dichter Smognebel, der Eiffelturm nur schemenhaft zu erahnen, Einwohner, die sich nur mit Atemmasken hinauswagten.

Im Gegensatz zu den chinesischen Behörden reagierte die französische Politik aber fix auf den Anstieg der Feinstaubwerte bis in unmittelbar gesundheitsgefährdende Bereiche: Öffis wurden prompt zur Gratisbenützung freigegeben, ebenso das Elektroautoprogramm Autolib' und die Stadtfahrräder Vélib'. Dass die Stadtregierung dazu aufrief, möglichst mit dem Rad unterwegs zu sein, wirft aber auch Fragen auf: Ausgerechnet wenn die Atemluft am schlechtesten ist, sollen alle zum Fahrrad greifen?

Ab Mittwoch galt dazu ein Fahrverbot für Autos mit ungerader Registrierungsnummer. Es wäre nicht Paris, wenn die Pariser die "von denen da oben" verordnete Maßnahme nicht auf renitente Art zu umgehen gewusst hätten: Mit Unschuldsmiene redeten sie sich darauf aus, dass ihr Kennzeichen eh mit 75 ende. Nur haben halt seit Jahrzehnten alle Pariser Kennzeichen die 75 hinten - weil das die Nummer des Departements Paris ist. Die Flics nahmen den Schmäh mit Humor. In China wäre sich das wohl kaum ausgegangen. (Severin Corti, DER STANDARD, 17.3.2014)