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Ein Flugzeug wird zum Symbol: Straßenkünstler verewigen die Boeing 777-200 in einem Schulhof in Manila.

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Angehörige der vermissten Passagiere warten auf neue Informationen zum Flug MH 370.

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Kuala Lumpur / Wien - Auf der Suche nach dem weiterhin verschollenen Malaysia-Airlines-Flugzeug haben die Behörden von Malaysia die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. 26 Länder seien bereits an den Ermittlungen beteiligt, sagte Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein am Montag. Noch hüten sich aber einige Staaten, heikle Militärdaten offenzulegen. Die malaysische Polizei hat offiziell Ermittlungen wegen Entführung, Sabotage und Terrorismus aufgenommen.

Nach letzten Erkenntnissen hatte die Maschine am 8. März knapp vor ihrem Verschwinden von allen Radarschirmen gezielt ihren Kurs nach Westen geändert und soll dann bis zu sieben Stunden lang weiter geflogen sein. Malaysische Behörden gehen davon aus, dass die Kommunikations- und Trackingsysteme an Bord bewusst ausgeschaltet wurden. Ein Flugzeugunglück aufgrund eines technischen Defekts wird immer unwahrscheinlicher.

Bis auf halbe Strecke bis Südafrika ausgeweitet

"Das Areal für die Suchaktivitäten ist bedeutend ausgeweitet worden", sagte Transportminister Hishammuddin Hussein am Sonntag. Es erstreckt sich vom Kaspischen Meer bis weit in den Süden des Indischen Ozeans. Zuvor war die Suche über dem Südchinesischen Meer abgebrochen worden.

Im Indischen Ozean hat Australien auf Bitten Malaysias die Koordinierung der Suche übernommen. Das gab Regierungschef Tony Abbott am Montag im Parlament in Canberra bekannt. Die Ermittler haben zwei Flugkorridore skizziert, in denen die Maschine nach Abschalten zweier Kommunikationssysteme an Bord womöglich flog: von Malaysia aus entweder in Richtung Nordwesten über Indien und Pakistan bis nach Kasachstan, oder Richtung Südwesten - über Indonesien westlich an Australien vorbei in den Indischen Ozean. Australien ist für Such- und Rettungsaktionen im Indischen Ozean über tausende Kilometer zuständig. Das Gebiet erstreckt sich über die halbe Strecke bis nach Südafrika.

Auch Landung möglich

Neben entlegenen Meeresgebieten werden auch große Landgebiete in elf Ländern in die ausgedehnte Suche miteinbezogen, darunter Kasachstan, Usbekistan oder Turkmenistan. Diese Bekanntgabe nährte die winzige Hoffnung der Familien der insgesamt 239 Menschen an Bord der Boeing MH370. Die Maschine könnte entführt und auch gelandet worden sein.

Azharuddin Abdul Rahman, Chef der malaysischen Zivilluftfahrtbehörde, hielt es bei einer Pressekonferenz am Sonntag nicht für ausgeschlossen, dass "das Flugzeug auf dem Boden war, als es einige Satellitensignale sendete". Rahman könnte sich auf Signale berufen, die Triebwerke routinemäßig und für Überprüfungszwecke an den Hersteller senden - in diesem Fall an Rolls-Royce. Luftfahrtexperten gehen hingegen von einem Absturz der Maschine aus. Eine geheime Landung sei mit militärischen Überwachungstechniken kaum bis nicht möglich.

China kritisiert Malaysia

Unter den Passagieren befinden sich 154 Chinesen. In China spekulierte als erste die Webseite des Staatsfernsehens CCTV über eine mögliche Entführung. Ein chinesischer Passagier, dessen Name nicht genannt wurde, soll einen auffälligen Lebenslauf haben. Er sei in China geboren, aber in der Türkei aufgewachsen. Er lebte zwei Jahre als Lehrer in Großbritannien und hätte in der Schweiz eine Ausbildung über Flugzeugmotoren gemacht. Malaysische Behörden arbeiten sich vor allem durch die Lebensläufe der Crew. Vor allem der Kapitän rückte in den Blickpunkt des Interesses.

In China wuchs außerdem die Kritik an den malaysischen Behörden. In einem scharfen Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, den die Zeitungen am Montag verbreiteten, wurde ein Mangel an zeitgemäßen Informationen und Vergeudung der massiven Suchbemühungen beklagt.

"Angesichts der heutigen Technologie riecht der Zeitverzug entweder nach Vernachlässigung von Pflichten oder einem Zögern, Informationen umfassend und rechtzeitig zu teilen. Das wäre unerträglich." Malaysia trage unvermeidlich Verantwortung, aber auch andere Beteiligte wie der Flugzeugbauer Boeing, die Triebwerkshersteller Rolls Royce und die "Geheimdienst-Supermacht USA" hätten "bessere Arbeit leisten sollen".

Hishammuddin wehrte sich gegen die Kritik. Der Verkehrsminister rechtfertigte sich, es wäre unverantwortlich, Informationen zu verbreiten, die nicht überprüft seien.

Politisches Motiv denkbar

Im Haus des 52-jährigen Piloten Zaharie Ahmad Shah, der nach Angaben seines Arbeitgebers seine gesamte 33-jährige Berufslaufbahn bei Malaysia Airlines absolvierte, wurde am Samstag ein Flugsimulator abgebaut und mitgenommen. Wieso der Pilot trotz 18.365 Flugstunden einen privaten Simulator aufbaute, ist unklar. "Er wollte Freunde an der Lust am Fliegen teilhaben lassen", zitierte die Zeitung "South China Morning Post" Peter Chong, einen Freund. "Mich hat er auch öfter eingeladen, es auszuprobieren, aber ich bin nie dazu gekommen."

Malaysische Behörden sagten, sie hätten bislang keine Hinweise auf außergewöhnliche Umstände entdeckt. Die britsche Daily Mail wollte dagegen erfahren haben, dass der dreifache Familienvater ein Motiv haben könnte. Der Chefpilot sei ein begeisterter Anhänger des malaysischen Oppositionsführers Anwar Ibrahim, der unter dubiosen Anklagen verurteilt wurde. Shah soll bei dem Prozess dabei gewesen sein, bei dem Ibrahim eine Haftstrafe von fünf Jahren erhielt.

Um die Passagiere und Crew von MH 370 zu ehren, entschied sich Malaysia Airlines, den Flug-Code nicht mehr zu vergeben. Die Verbindung von Kuala Lumpur nach Peking wird unter MH 318 geführt. (erl; krud; APA; Reuters, DER STANDARD, 17.3.2014)