Kopenhagen - Auch die bisher als stabil geltenden Gletscher im Nordosten Grönlands verlieren einer aktuellen Studie zufolge riesige Eismassen. Jedes Jahr schwindet der nordöstliche Eisstrom demnach um zehn Gigatonnen (zehn Milliarden Tonnen), berichtet ein internationales Team um Shfaqat Abbas Khan von der Technischen Universität Dänemark in Kopenhagen im Fachjournal "Nature Climate Change".

Eigentlich galt der untersuchte Teil des grönländischen Eisschilds bisher als stabil. Der künftige Anstieg des Meeresspiegels sei daher gravierend unterschätzt worden, so die Forscher.

Stabil bis 2003

Die Wissenschafter untersuchten den nordöstlichen Eisstrom (NEGIS) in Grönland, der mehr als 600 Kilometer vom Landesinneren bis an die Küste führt. 25 Jahre lang sei der Eisstrom stabil gewesen, schreiben die Autoren - bis zum Jahr 2003. In dem ungewöhnlich warmen Sommer ging das Meereis am Rande der nordöstlichen Gletscher zurück, und das Gletschereis begann zu schmelzen. Gigantische Eisbrocken brachen immer wieder ins Meer; die Gletscher am Rande des Eisstroms kalben.

Das könnte Auswirkungen auf die gesamte Insel haben: Der nordöstliche Eisstrom führt bis in das Herz des grönländischen Eisschilds. "Das bedeutet, dass Veränderungen an den Rändern auch die Massenbilanz tief im Zentrum des Eisschilds beeinflussen können", prognostiziert Abbas Khan. (APA, 16.3.2014)