Innsbruck – Die rapide Zunahme von Patienten mit Nierenerkrankungen in den letzten Jahrzehnten ist eng mit der Steigerung der Lebenserwartung der Bevölkerung verbunden. Allerdings ist bis dato unklar, ob dieser Prozess auf einen "natürlichen" Alterungsprozess der Nieren zurückzuführen ist oder ob die Häufung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes bei älteren Menschen für diesen epidemiologischen Trend verantwortlich ist.
Die Abnahme der Nierenfunktion ist aber kein universelles Phänomen. Bei einer großen Anzahl von Menschen bleibt die Entgiftungsfunktion der Nieren auch bis in das hohe Alter völlig unbeeinträchtigt. Die Beurteilung bestimmter Nierenparameter wie das Serumkreatinin, als Maß für die Nierenfunktion, ist im Alter jedoch schwierig.
Trügerisches Serumkreatinin
Kreatinin wird im Muskel gebildet und über die Niere ausgeschieden. Bei Abnahme der Muskelmasse sinkt der Serumkreatininwert. Diese Reduktion ist aber nicht als Zeichen für eine Verbesserung der Nierenfunktion zu werten. In den letzten Jahren wurden Formeln entwickelt, die diesen Umstand berücksichtigen und das Alter als wesentlichen modifizierenden Faktor für die Einschätzung der Nierenfunktion anhand des Serumkreatinins berücksichtigen, so Gert Mayer, Ärztlicher Leiter der Abteilung für Nephrologie und Hypertensiologie an der Universitätsklinik in Innsbruck.
Inwieweit jedoch erhöht eine reduzierte Nierenfunktion im Alter - genauso wie bei jüngeren Menschen - das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und die Dialysepflichtigkeit? Die Aufgabe von Vorsorgeuntersuchungen ist es jene Patienten zu erfassen, bei denen die reduzierte Nierenfunktion tatsächlich eine ernste Bedrohung darstellt und diese von jenen zu trennen, bei denen es sich "nur" um einen abnormalen Laborwert handelt.
Dosierung nach Funktion
Unabhängig davon ist es erforderlich, verschiedene Medikamente nach bestehender Nierenfunktion zu dosieren. Bei reduzierter Leistung der Organe kann vor allem bei älteren Patienten auch ein völliger Verzicht bestimmter Medikamente notwendig sein.
Problematisch ist die Frage, inwieweit Organe älterer Spender für Nierentransplantationen geeignet sind beziehungsweise wem diese in weiterer Folge zur Verfügung gestellt werden sollten. Große Organisationen wie die Eurotransplant sind dazu übergegangen eigene Programme zu installieren, die beispielsweise Nieren älterer verstorbener Spender vorwiegend älteren Empfängern zuordnen. Das hat zu einer deutlichen Abnahme älterer Patienten auf der Warteliste geführt.
Nierenpatienten haben mit der Dialyse eine hochqualitative Ersatzbehandlung. Mit der Transplantation wird jedoch auch die Lebensqualität wesentlich verbessert. Neben der postmortalen Spende, gibt es auch die Möglichkeit der Lebendorganspende. Hier muss allen Beteiligten Zeit und Raum für diese wichtige Entscheidung eingeräumt werden. (red, derStandard.at, 17.3.2014)