Als der Eintrag von Jonathan Ive Mitte Februar plötzlich von Apples Website verschwunden war, spekulierten Medien sofort über seinen Ausstieg aus dem Unternehmen. Der Designer gilt als eine Schlüsselfigur beim Konzern aus Cupertino. Beobachter sind sicher, dass sein Abgang die Zukunft des Konzerns in Frage stellen würde. Hinter dem Verschwinden seines Bildes stand allerdings nur ein technischer Fehler. In einem aktuellen Interview mit der Sunday Times (über 9to5mac) deutete jedenfalls nichts auf sein Karriereende bei Apple hin.
Zukunft bei Apple
Ive, derzeit zuständig für das Hardware-Design und die Benutzeroberfläche von iOS, würde Apple verlassen, wenn es keine innovativen Produkte mehr machen würde. Dann würde er für sich selbst und seine Freunde zu Hause arbeiten. Sein Vater sei ein Silberschmied gewesen und er würde auch gerne einmal mit Silber arbeiten. Allerdings glaube er nicht, dass das passieren werde. "Wir stehen am Anfang einer bemerkenswerten Zeit, in der bemerkenswerte Produkte entwickelt werden", so Ive. Wenn man daran denke, was die Technologie bislang schon ermöglicht habe und was sie in Zukunft noch alles bringen werde, sehe er nicht ansatzweise ein Ende in Sicht.
iWatch
Auf die Frage zur iWatch, an der Apple seit geraumer Zeit arbeiten soll, meinte der Brite, dass er Spekulationen dazu aus offensichtlichen Gründen nicht kommentieren könne. Die Gerüchte um die iWatch vergleicht er mit einem Schachspiel. In den vergangenen Monaten war immer wieder über Apples Pläne für das tragbare Gadget berichtet worden. Für die iWatch soll das Unternehmen mehrere Fitness- und Gesundheitsexperten an Bord geholt haben. Ein Schachspiel ist es in der Tat, bislang jedoch ein einseitiges: Samsung ist bereits mit der zweiten Generation seiner Galaxy Gear vorgeprescht, während Apple noch keinen Zug getätigt hat.
Designprozess
Lange an einem Produkt zu tüfteln, ist so etwas wie ein Markenzeichen für Ive. So habe er "Monate und Monate und Monate" an der Form des iMac-Standfußes gearbeitet. Das sei auch der Grund für die hohen Apple-Preise. "Wir sind von anonymen, schlecht gemachten Dingen umgeben", kritisiert Ive. Wenn Apple-Produkte kopiert werden, gehe es nicht nur um den Diebstahl des Designs, dahinter stünden "abertausende Stunden des Kampfes". Der Löwenanteil seines Handwerks spiele sich in seinem Büro ab, wo er und sein 15-köpfiges Team mit computergesteuerten Maschinen und einer Holzwerkbank arbeiten. Aber trotz der intensiven Designarbeit, stellt er sich auch beim fertigen Produkt immer die Frage, ob man es nicht noch verbessern könne.
Steve Jobs
Bevor Tim Cook die Führung des Konzerns übernommen hat, hatte auch Ive als aussichtsreicher CEO-Kandidat gegolten, vor allem aufgrund seines engen Verhältnisses zu Steve Jobs. Angesprochen auf den Führungsstil von Jobs meinte Ive, dass er "seinen Freund" in den meisten Berichten nicht wiedererkannt habe. Der verstorbene Apple-Chef habe zwar eine "chirurgisch präzise Meinung" gehabt, die einen auch treffen konnte. Und er habe ständig in Frage gestellt, ob etwas auch gut genug sei. Aber seine Ideen seien "kühn und hervorragend" gewesen. Wenn Jobs nicht selbst mit einer Idee aufwarten konnte, habe er sich darauf verlassen, dass etwas von Ive und den anderen kommen werde. (br, derStandard.at, 17.3.2014)