Frankfurt - Europas Anleger haben am Montag die Furcht vor einer Eskalation der Krim-Krise beiseite geschoben und bei Aktien zugegriffen. Der Dax legte 1,4 Prozent auf 9180,89 Punkte zu und machte damit die Verluste der letzten beiden Handelstage fast wieder wett. Der EuroStoxx50 stieg um 1,5 Prozent. Das Ergebnis des Referendums über einen Anschluss der ukrainischen Krim an Russland habe niemanden wirklich überrascht, erklärten die Analysten der Metzler Bank. "Drohungen aus den USA und Europa, nun schärfere Sanktionen gegen Moskau zu verhängen, erscheinen - zumindest bisher - so harmlos, dass hieraus ebenfalls kein stark negativer Einfluss auf die Kurse abgeleitet werden kann."

In der Volksabstimmung, die der Westen nicht anerkennt, hatte sich eine große Mehrheit für den Anschluss an Russland ausgesprochen. Die EU und die USA verhängten Sanktionen gegen Russland wie Reisebeschränkungen und Kontensperrungen. Der Ausverkauf in der vorigen Woche - Dax und EuroStoxx hatten je mehr als drei Prozent verloren - sei nicht nur auf die Krim-Krise, sondern auch auf den starken Anstieg der Kurse zuvor zurückzuführen, erklärte ein Händler. Letztlich habe der Streit um die Halbinsel nur einen begrenzten Einfluss auf die Weltwirtschaft.

An der Wall Street zogen die Kurse ebenfalls an: Der Dow-Jones-und der S&P-Index stiegen bis zum Handelsschluss in Europa um rund ein Prozent. Der Euro nahm mit einem Tageshoch von 1,3947 Dollar die zuletzt im Oktober 2011 geknackte Marke von 1,40 Dollar wieder ins Visier.

Kursgewinne bei Siemens stützen Dax

Die russischen Aktienmärkte, die in den vergangenen Tagen stark abgerutscht waren, machten einen Sprung nach vorn. Der auf Dollar lautende RTS-Index stieg um 4,9 Prozent, der auf Rubel lautende Micex um 3,7 Prozent. Die Furcht vor einer wirtschaftlichen Schwächung Russlands durch Sanktionen des Westens setzte aber dem Rubel zu.

Gestützt wurde der deutsche Aktienmarkt durch die deutlichen Kursgewinne beim Dax-Schwergewicht Siemens. Die Analysten von JP Morgan und Bofa/Merrill Lynch sprachen Kaufempfehlungen für die Titel aus. Siemens verteuerten sich um 3,4 Prozent auf 93,96 Euro. Infineon profitierten von Spekulationen auf einen Aktienrückkauf, nachdem Vorstandschef Reinhard Ploss in einem Zeitungsinterview diese Möglichkeit ins Spiel gebracht hatte. Die Titel zogen um 3,4 Prozent auf 8,19 Euro an. SAP wurden von den Analysten der Citi Group zum Kauf empfohlen und stiegen um 2,3 Prozent.

Etwa so viel wie der Dax legten die Aktien von RWE mit 1,3 Prozent zu. Der Versorger will mit dem Verkauf seiner Öl- und Gasfördertochter Dea an eine Investorengruppe unter der Führung eines russischen Milliardärs fünf Milliarden Euro einnehmen.

Linde kann nicht überzeugen

Auf der Verliererseite standen dagegen Linde, die 2,6 Prozent auf 139,90 Euro nachgaben. Zwar meldete der scheidende Linde-Chef Wolfgang Reitzle für das vergangene Jahr Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn. Währungsverluste setzten allerdings der Bilanz im vierten Quartal zu.

Im TecDax gingen Nordex auf Erholungskurs und rückten 10,4 Prozent auf 11,63 Euro vor, nachdem sie in den vergangenen fünf Handelstagen rund zehn Prozent verloren hatten.

In London zählten Vodafone mit einem Plus von 1,7 Prozent zu den Gewinnern. Der Telekomkonzern kauft den größten Kabelkonzern Spaniens und baut damit sein Festnetzgeschäft in Europa aus. (APA, 17.2.2014)