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Im Kunsthistorischen Museum in Wien (KHM) wurde in den frühen Morgenstunden des 11. Mai 2003 die "Saliera" von Benvenuto Cellini, gestohlen.

Foto: APA
Was es bei Radio Wien zu hören gab und auf wien.orf.at zu lesen, war eine solide, nicht nervenzerfetzende Geschichte: Schon exakt drei Monate sind vergangen seit dem spektakulären Raub der Saliera Cellinis aus dem Kunsthistorischen Museum. Das auf 50 Euromillionen geschätzte Salzfass nennen Experten eine "Mona Lisa" unter den Skulpturen. Also ein Thema für die "Krone" etwa, aber auch für "Wien heute".

Das sah nicht jeder so. "Wir haben die Geschichte anrecherchiert", bestätigt Paul Tesarek, Chefredakteur des Landesstudios Wien. Warum sie nicht den Weg auf den Schirm fand, darüber gehen die Darstellungen auseinander.

"Kaum etwas Neues"

Die Redaktion habe befunden, es sei "kaum etwas Neues" an der Geschichte und sie somit "nicht wirklich interessant", sagt Tesarek. Nach Informationen des STANDARD kam die Erkenntnis nicht aus der Redaktion. Und fürs Radio war sie interessant genug.

Chef des Kunsthistorischen Museums und Stiftungsrat des ORF ist Wilfried Seipel, dem der so simpel gelaufene Raub der Goldskulptur nicht angenehm sein kann. Seipels angebliche Einschätzung, dass "Drei Monate nach Saliera-Raub" keine Geschichte für "Wien heute" ist, mündete in eine Weisung der ORF-Spitze, erfuhr DER STANDARD. Seipel war dazu nicht erreichbar.

Intervention

"Ich weiß nicht, woher Sie das haben", sagt Tesarek auf die Frage nach einer Intervention, "bei mir jedenfalls nicht." Im Studio wurde ja auch nach STANDARD-Informationen nicht interveniert, sondern auf höchster ORF-Ebene.

ORF-Sprecher Günther Kallinger gibt sich überrascht, dementiert eine Weisung oder auch nur Anregung der ORF-Generalin. Kallinger nun zum STANDARD: "Wo ist da die Geschichte?" (fid, prie/DER STANDARD; Printausgabe, 19.8.2003)