Diskurs
Despoten-Bilanz - von RAU
Im Internet unter "Baby Doc" und "Bokassa" nachgeschaut. Warum? Na, weil Idi Amin jetzt im Alter von 80 Jahren im saudischen Exil eines natürlichen Todes gestorben ist. Will man ja wissen, was aus den anderen Folterern, Massenmördern und Scheusalen geworden ist. Also Jean-Bedel Bokassa, Präsident und dann "Kaiser" der Zentralafrikanischen Republik, ist 1996 gestorben. Der Mann mit dem Napoleon-Tick soll leicht kannibalische Neigungen gehabt haben (wie Idi Amin), wurde gestürzt, zum Tode verurteilt, zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigt und 1993 amnestiert. Er starb unter gütigeren Umständen als seine Opfer. "Baby Doc" Duvalier, "Meister der persönlichen Folter" aus Haiti, ist 1998 in Frankreich untergetaucht, seither keine Interneteintragung. Vor Gericht könnte er theoretisch noch kommen. Und sonst? Saddam Hussein, der chancenreichste Anwärter auf den Titel "Verdienter Mörder des Volkes", ist noch frei, wird aber sicher zur Rechenschaft gezogen (wenn er noch lebt und wenn man ihn fasst). Milosevic sitzt inzwischen in Den Haag. Kim Jong-il sitzt noch im Sattel. So weit eine erste unvollständige Bilanz zum Thema "irdische Gerechtigkeit für massenmörderische Despoten". (DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2003)