Bild nicht mehr verfügbar.

Brooklyn-Brigde während des Blackouts.

Foto: Reuters/PETER MORGAN
Frage: Warum kann es zu einem Stromausfall kommen, wenn genügend Strom erzeugt wird?

Antwort: Das Energieversorgungssystem beruht auf einem Gleichgewicht von Erzeugung und Verbrauch. In jeder Sekunde muss genauso viel Strom produziert wie abgenommen werden. Kommt zu viel Strom ins Netz (Ausfall eines Verbrauchers) oder zu wenig (Kraftwerksausfall), wird die Balance gestört, die Folge sind Netzzusammenbrüche.

Frage: Bedroht die Liberalisierung die Versorgungssicherheit?

Antwort: Die Marktöffnung hat dazu geführt, dass die Stromunternehmen viel mehr auf ihre Kosten schauen müssen und das Netz bis an die Grenzen der Belastbarkeit ausgereizt wird. Wenn dann eine Leitung ausfällt, gibt es keine freien Kapazitäten, die den Strom aufnehmen kann. Dann kann eine lokale Störung ganze Länder verdunkeln.

Frage: Warum müssen die Kraftwerke in Südösterreich hochgefahren werden, auch wenn an der Donau ge^nügend Strom erzeugt wird.

Antwort: Die Energie will in den Süden, kann aber nicht. Weil Strom physikalisch immer von einem Überschuss- in ein Mangelgebiet fließt, würde im Süden mehr Strom angesaugt, als Leitungskapazitäten vorhanden sind. Das würde beim Netz die Sicherungen herauswerfen. Um das elektrische Gleichgewicht wieder herzustellen, müssen die kalorischen Kraftwerke in Kärnten und der Steiermark auf vollen Touren fahren.

Frage: Welche Folgen hat der Boom bei der erneuerbaren Energie auf das Netz?

Antwort: Viele der Anlagen, besonders die Windkraftwerke in Ostösterreich, stehen in Gegenden, wo kein Bedarf für Strom vorhanden ist. Um die Energie ableiten zu können, müssen zusätzliche Netzkapazitäten geschaffen werden, die der höchstmöglichen Erzeugungsleistung der Windräder entsprechen. Schließlich ist nicht auf die Sekunde vorhersagbar, wie stark der Wind weht.

Frage: Warum passiert ein Crash in Sekunden, und warum dauert der Aufbau des Netzes danach so lange?

Antwort: Die Erzeugung und der Verbrauch müssen gleichmäßig hochgefahren werden. Sonst kommt es zu einem Ungleichgewicht und zu einem neuerlichen Zusammenbruch der Stromversorgung. (rose/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2003)