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Die streitbaren Lufthansa-Piloten wollen noch diese Woche entscheiden, ob gestreikt wird.

Foto: Reuters/Orlowski

Berlin - Erst vor wenigen Wochen hatten die Sicherheitskontrolleure mit einer Arbeitsniederlegung den Frankfurter Flughafen, das Drehkreuz der Lufthansa, lahmgelegt. Jetzt drohen den Lufthansa-Passagieren in den kommmenden Wochen neuerlich Verzögerungen und Behinderungen im Flugverkehr. Die gut 5000 Piloten der AUA-Mutter stimmen derzeit wegen eines Tarifkonflikts über einen Streik ab. Das Ergebnis soll am Freitag in Frankfurt präsentiert werden, sagt Ilja Schulz, Chef der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). "Nach einer erfolgreichen Urabstimmung sind natürlich Arbeitskampfmaßnahmen möglich." Die Piloten zeichne eine große Geschlossenheit und Solidarität aus, die sich im Abstimmungsergebnis widerspiegeln werde. Man stünde aber auch neuen Verhandlungen mit der Lufthansa offen gegenüber. Eine schnelle Lösung des Konflikts, womöglich noch in dieser Woche, sei aber unrealistisch.

Ihre Durchschlagskraft hatten die Cockpit-Angestellten zuletzt 2010 unter Beweis gestellt, als 90 Prozent von ihnen für eine Arbeitsniederlegung bei der Lufthansa votierten. Die Folge war ein spektakulärer Streik mit Hunderten Flugausfällen. Damals kämpften die Piloten gegen eine Auslagerung von Arbeitsplätzen aus dem Mutterkonzern auf ausländische Töchter mit niedrigeren Löhnen.

Übergangsversorgung

Dieses Mal gehen die Lufthansa-Mitarbeiter in erster Linie gegen die Kündigung des Tarifvertrags über ihre Übergangsversorgung durch die Lufthansa auf die Barrikaden. Eigentlich konnten Piloten der Lufthansa frühestens mit 55 Jahren und spätestens mit 60 Jahren frühzeitig in Pension gehen - die Bezüge bis zum Beginn der staatlichen Pension wurden aus dem Topf der Übergangsversorgung gezahlt. Doch der Europäische Gerichtshof erklärte die entsprechende Regelung 2011 für unzulässig. Da Piloten jetzt bis 65 arbeiten könnten, entfalle auch die Notwendigkeit einer Übergangsversorgung, argumentiert die Lufthansa. Der Vertrag sei deshalb zum Jahreswechsel aufgelöst.

Die Gewerkschaft hingegen fordern, dass wegen der Belastungen durch lange Schichten und Nachtarbeit jeder Pilot selbst entscheiden solle, wann er den Steuerknüppel aus der Hand legt. Daneben geht es in dem Clinch auch um die Vergütung: Über diesen Tarifvertrag verhandelten die Parteien erfolglos zwei Jahre lang. Dieser Punkt sei derzeit jedoch zweitrangig, sagen selbst Piloten. In Anbetracht der Gehälter ist das nicht verwunderlich. Wer nach mehreren Jahrzehnten Dienstzeit zum Kapitän auf einem der großen Flieger wie dem Airbus -A380 oder der 747 von Boeing aufsteigt, verdient im Jahr bis zu 250.000 Euro. (Reuters/red, derStandard.at, 17.3.2014)