Fand dank Oskar Werner den Weg auf die Bühne: der deutsche TV-Film- und Theaterschauspieler Nikolaus Okonkwo. 

Foto: Andy Urban

Wien - Nikolaus Okonkwo heißt im bürgerlichen Leben Nikolaus Schlieper und wurde 1963 in Hannover geboren. Als sein Sohn auf die Welt kam, nahm er 1999 als Künstlernamen den Namen seines Vaters Okonkwo (ohne "W" ausgesprochen) an, um, wie er sagt, "die afrikanische Seite meiner Familiengeschichte weiterzugeben". Okonkwo ist in Nigeria, wo die Familie väterlicherseits herstammt, ein Allerweltsname wie Müller. Klingt aber schöner.

Sein Erweckungserlebnis zum Schauspieler hatte Okonkwo schon als junger Mensch, und zwar ausgerechnet durch einen Österreicher: beim Hören von Oskar-Werner-Platten. "Ich konnte alles auswendig!" Das Österreichische gefällt ihm nach wie vor, wie er im Gespräch mit dem Standard mit ausgesuchten Lieblingsworten ("Ungustl") vollmundig unter Beweis stellt.

Am Theater in der Josefstadt ist Nikolaus Okonkwo nun zum dritten Mal engagiert - 2007 spielte er in Das Fest, später in Neil La Butes Wie es so läuft. Ab Donnerstag macht er in den Kammerspielen in Ziemlich beste Freunde als Pfleger Driss seinem Schützling die Hölle heiß. Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des vom Hals abwärts gelähmten Philippe (hier: Michael Dangl) und dessen ruppigen Betreuers, wurde 2011 als Film europaweit ein riesiger Erfolg.

Auf so einen Zug springt dann auch das Theater gerne auf. Stoffe, die sich bereits bewährt, einen gewissen Popularitätsgrad erreicht haben, sind nun einmal einfacher zu verkaufen als Stückaufträge ins Blaue hinein.

Die Rolle des Driss spielt Nikolaus Okonkwo auch seiner Hautfarbe wegen - eine scheinbare Gesetzmäßigkeit, die der Schauspieler generell mehr durchbrechen möchte und auch durchbricht. "Erstaunlicherweise ist das Fernsehen hier viel weiter", räumt er ein. "Ich habe zum Beispiel bei RTL bereits im Jahr 2000 einen Berliner mit Namen Paul Köpcke gespielt, und das musste nicht näher erklärt oder gar gerechtfertigt werden. Oder einen Kapitän in der Serie Küstenwache, der ganz selbstverständlich Plattdeutsch gesprochen hat."

Interesse füreinander

Am Theater hängt das vom jeweiligen Regisseur ab, so Okonkwo. Nur selten ist da Hautfarbe kein Thema. Deswegen gehört wie das Amen im Gebet auch Othello zu seinem Repertoire - u.a. hat er ihn bei den Shakespeare Festspielen auf der Rosenburg in Niederösterreich (2011) gespielt.

Was ihn an der Rolle des Driss gereizt habe? - "Das Schöne daran ist, dass zwei, die einander gegenüber Vorurteile haben, sich dann doch irgendwie füreinander interessieren. Sie lassen den anderen so sein, wie er ist. - Seither läuft auch meine Ehe sehr gut: Seit ich meine Frau nicht mehr verändern will (lacht)."

Die eigens erstellte Bühnenfassung von Gunnar Dreßler (Regie führt Michael Gampe) folgt weniger dem Film von Eric Toledano und Olivier Nakache als der ihm zugrundeliegenden Dokumentation. Man erfährt - dieser folgend - zum Beispiel auch mehr über Driss' Kindheit und Sozialisation, so Okonkwo. Das könnte - im Vergleich zum doch zahmen Film - nun am Theater also entscheidende Verschiebungen ergeben. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 18.3.2014)