Geht es nach Bregenzer Bürgern, soll die Bahn am Bodensee unter die Erde. Nun wird geprüft.

Foto: Stiplovsek Dietmar

Bregenz - Die Bürgerinitiative "mehramsee" möchte die Bahn am Bodensee-Ufer unter die Erde verlegen. Mit dem Wunsch nach der Unterflurtrasse treibt sie die Bregenzer Stadtpolitik vor sich her. Zur Präsentation ihres Werbefilms "Paradies mit Schönheitsfehlern" füllte die Bürgergenossenschaft am Sonntagabend das Landestheater bis auf den letzten Platz. Den Politikern verschlug es die Sprache, an der Diskussion im Anschluss beteiligte sich keiner.

Das Hauptargument von "mehramsee", künftig würden mehr und 450 Meter lange Güterzüge durch Bregenz rollen, zieht. Wer Rang, Namen und Grundstücke in Seelage hat, sorgt sich um die Zukunft und zeichnet Genossenschaftsanteile. Die Angst vor Bahnlärm und zunehmendem Gütertransit in schönster Seelage wird auch im 40 Minuten langen Film geschürt. Die Bregenzer Bahntrasse wird nicht nur als Teilstück der Schweizer Alpentransversale NEAT dargestellt, sogar von Güterzügen aus Polen ist da die Rede. Fakten zum geplanten Tunnel, wie Länge oder Kosten, liefert der Film nicht.

Gegenargumente ausgeklammert

Ein weiterer Schönheitsfehler von Film und anschließender Diskussion: Die Gegenargumente der ÖBB blieben ausgeklammert. Im Gegensatz zu den Bürgern sieht die ÖBB Bregenz als Nahverkehrsstrecke, nicht als Güterverkehrsachse. Lediglich geringfügige Steigerungen des Güterverkehrs auf drei bis fünf Züge täglich werden von der ÖBB prognostiziert.

Als Visionsverweigerer wollen weder ÖBB noch die Stadt Bregenz oder das Land Vorarlberg dastehen. Gemeinsam lassen sie nun die Tunnelidee prüfen, eine Machbarkeitsstudie soll bis Sommer des Jahres vorliegen. 90.000 Euro sind dafür aus dem Steuertopf budgetiert. Die Studie soll neben technischer Voraussetzungen auch die Kosten klären.

Derzeit werden Beträge bis zu einer Milliarde Euro diskutiert. Das wäre finanzierbar, sagt die Genossenschaft. Beispielsweise über einen Infrastrukturfonds, Abgaben wie die Wiener U-Bahn-Steuer oder Investments der Vorarlberger Sparer.

Die Landesbanken verfügten über elf Milliarden an Kundenspargeldern, rechnet Genossenschaftsgründer Pius Schlachter (früher Banker in Liechtenstein). Verteilt auf 375.000 Vorarlberger würde der Tunnel pro Kopf 294 Euro kosten. Und sich in ein paar Jahren rechnen. Wie, erklärt die Genossenschaft nicht. (Jutta Berger, DER STANDARD, 18.3.2014)