Der Wert der Hypo-Töchter in Südosteuropa ist nach wie vor umstritten. Eines ist aber klar: Von Abheben in luftige Höhen, wie auf der serbischen Hypo-Werbung, ist keine Spur.

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Wien - Am Montag gab es eine gute Nachricht aus der staatlichen Hypo Alpe Adria. Die Bank hat pünktlich ihre 750-Millionen-Anleihe getilgt - ohne Probleme und entsprechend der Liquiditätsplanung, wie es in der Hypo hieß.

Weniger reibungslos läuft der Bilanzerstellungsprozess, Vorstand und Wirtschaftsprüfer sind immer noch am Diskutieren. Bis Donnerstag sollte ein Ergebnis vorliegen, da kommen nämlich der Aufsichtsrat und sein Prüfausschuss wieder zusammen. Druck macht auch Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP). Er will, wie berichtet, ehebaldigst wissen, wie viel Staatsgeld die Bank für die Bilanz 2013 und bis zur Installierung der Abbaugesellschaft noch braucht. Die Errichtung selbiger ist für September geplant.

Bei den Auffassungsunterschieden zwischen Wirtschaftsprüfer und Bankvorstand unter Alexander Picker geht es vor allem um Bewertungsfragen. An der Höhe der Abwertungen hängt viel, daran misst sich der Umfang der Geldspritze, die die Bank noch braucht.

Der Wirtschaftsprüfer will das Bankennetzwerk in Südosteuropa (SEE) stärker wertberichtigen als der Vorstand, ist aus Eigentümerkreisen zu hören. Er will den Wertansatz (zuletzt rund eine Mrd. Euro) um mindestens rund 50 Prozent absenken, orientiert sich dabei am Erlös aus dem Verkauf der Hypo-Österreich.

Während ihm eine Abwertung auf das 0,43-Fache des Beteiligungsansatzes vorschwebt, strebt der Vorstand eine von 0,75 an. Zur Erinnerung: Die Hypo-Österreich ist um weniger als die Hälfte ihres Buchwerts (150 Mio. Euro) verkauft worden. Als Ausweg wird angedacht, den höheren Beteiligungsansatz des Vorstands zu wählen - mit einem Vermerk der Prüfer, dass es plausible Indikationen für dessen Annahmen gibt.

Das Problem daran: Wie viel die Interessenten für das zum Verkauf stehende SEE-Bankennetzwerk wirklich zu zahlen bereit sind, wird sich erst im April herausstellen. Bis dahin müssen die bindenden Offerte auf dem Tisch liegen. Zu diesem Zeitpunkt muss die Bilanz 2013 aber längst stehen.

Im Aufsichtsrat geht man davon aus, dass für die Banken bis September ein Käufer gefunden sein könnte - also noch bevor die Abbaugesellschaft installiert ist.

Geld fließt ab

Die SEE-Institute, die laut EU-Vorgabe bis Mitte 2015 verkauft sein müssen (was ihren Wert nicht gerade erhöht), sind zuletzt auch durch die langen Diskussionen über die Zukunft der Hypo unter Druck geraten. Die Primärmittel (Spareinlagen) sollen sich (inklusive Italien) um rund 15 Prozent verringert haben. Der Hypo-Verlust 2013 (inklusive Kreditrisikovorsorgen) dürfte jedenfalls "mehrere hundert Millionen Euro" betragen.

Noch nicht zu Ende diskutiert haben Vorstand und Wirtschaftsprüfer auch die Wertberichtigungen der Refinanzierungslinien in den Bankentöchtern sowie jene der faulen und gesunden Kredite. "Es besteht auf allen Linien Diskussionsbedarf, der Wirtschaftsprüfer ist nicht bereit, jede Bilanz zu testieren", fasst ein in die Geschehnisse Involvierter die ungemütliche Sache zusammen.

Um die Hypo-Töchter in Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro halbwegs unkompliziert versilbern zu können, sind aber noch gar nicht alle Weichen gestellt. Jede einzelne Bankgesellschaft steckt in einer eigenen rechtlichen Hülle, eine Zusammenführung unter dem Dach der eigens dafür gegründeten Holding würde den Verkauf vereinfachen.

Die regionalen Aufsichtsbehörden haben dem Transfer auch bereits zugestimmt, vollzogen ist er aber noch nicht. Vorgesehen ist, dass der Aufsichtsrat den entsprechenden Beschluss dieser Tage fasst.

Die Krux daran: Exaktionärin BayernLB müsste dieser Maßnahme zustimmen. Aus der Bank ist zu hören, dass man die Übersiedlung der Hypo-Töchter unters SEE-Holdingdach aber auch ohne dieses Placet vornehmen wird. (Renate Graber, DER STANDARD, 18.3.2014)