Für die einen sind sie ein Zeichen von Vandalismus, für die anderen eine Kunstform am Rande der Legalität. Letztendlich gehören Graffitis, Tags und ähnliche Bemalungen öffentlicher Wände schon lange zum Bild jeder Großstadt. Was die wenigsten wissen: Viele der Graffitis sind tatsächlich legal, zum Beispiel die großflächigen Bemalungen am Wiener Donaukanal. Er gehört zu jenen Zonen, die im Rahmen der Aktion "Wienerwand" von der Stadt zur Bemalung freigegeben wurden.

Die größte Graffiti-Zone Wiens befindet sich am Donaukanal. Unzählige Sprayer – darunter auch international bekannte – bemalen und übermalen die etwa 120 Meter lange Fläche seit 1994 in regelmäßigen Abständen.

foto: michael hierner / www.hierner.info

Neben den Mauern sind auch die Pfeiler der Brücken eine beliebte Oberfläche zum Sprayen.

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Erste Graffitis und Tags tauchten vermutlich Ende der 1960er-Jahre in New York auf. Vielleicht nahm das "Taggen" aber bereits 1825 in Österreich seinen Anfang, als Joseph Kyselak bei seinen Urlauben im Kaiserreich seinen Namen an diversen Mauern und Denkmälern hinterließ.

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Wer sich auch als Sprayer betätigen will, kann das auf zahlreichen legalen Flächen in Wien machen. Sie befinden sich zum Beispiel bei der Nordbrücke, der Nußdorfer und der Roßauer Lände, am Yppenplatz und in Eßling.

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Legale Wände zum Sprayen sind mit dem Logo einer Taube gekennzeichnet. Oft sind diese "Wienerwand"-Hinweistafeln aber schon mehrfach übermalt worden und erst bei genauerem Hinschauen sichtbar.

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Auch der Bereich rund um die U-Bahn-Station Schottenring gehört zur erlaubten Zone - jedoch nur die Seite beim Musiklokal Flex. Vielfach wurden auch die schwer zugänglichen Mauern der Uferbefestigung am Wasser besprüht. 

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Die Grenze zwischen Kunstwerk und Vandalismus ist oft schwer zu ziehen. Juristisch betrachtet sind diese Flächen auf dem Foto beispielsweise nicht Teil des "Wienerwand"-Projekts.

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Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen sind Kinder Graffitis gegenüber meist positiver eingestellt. "Die Mauer ist doch bunt viel schöner", ist die Antwort einer Zehnjährigen auf die Frage, ob ihr die Werke an der Wand gefallen.

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Und tatsächlich gehören die bunt bemalten Mauern am Donaukanal schon fast so selbstverständlich zur Gegend wie das Otto-Wagner-Schützenhaus.

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Auf der Höhe der Anlegestelle für den Twin City Liner befindet sich ein ungewöhnliches Graffiti: Es zeigt Frauen in Burkas, darüber steht "Sure". Vermutlich ist die Doppeldeutigkeit des Wortes (englisch für "sicher", aber auch die Bezeichnung für einen Abschnitt des Korans) bewusst gewählt.

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Oft sind witzige Seitenhiebe erst bei genauerem Hinsehen erkennbar. So pinkelt hier ein Pandabär ins Wasser, und ein Mistkübel wird kurzerhand zu einer Wahlurne.

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Ein Beispiel für die verschwimmenden Grenzen zwischen Vandalismus und Kunst: Im Jahr 2013 durfte der belgische Sprayer ROA offiziell die Wand des Amerling-Gymnasiums in der Schadekgasse in Mariahilf bemalen.

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Entsprechend dem Sprayer-Kodex werden besonders gelungene Werke nicht oder erst nach einer gewissen Zeit übersprüht. Nur wenige, etwa der inzwischen festgenommene Sprayer "Puber", hielten sich nicht an diese Geste des Respekts gegenüber anderen Kollegen.

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Eine Liste der Orte, an denen man in Wien legal sprayen kann, ist unter wienerwand.at zu finden. Ein Besuch des Donaukanals mit seinen bunten Bildern lohnt sich auf jeden Fall. (Michael Hierner, derStandard.at, 18.3.2014)

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