Am Wochenende mussten die Zäune entfernt werden.

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Passanten nutzten die Zäune als Bänke.

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Eine Auswahl an Zäunen, die von Erich Koller entworfen wurden.

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Diese werden nun als Brennholz verwendet.

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Die Zäune könnten eine Gefahr für die Bürger sein.

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Wien - Das Begrünen von Baumscheiben - so wird das kleine Erdreich rund um Straßenbäume genannt - hat in der Leopoldstadt eine lange Tradition. Vor allem in den vergangenen Jahren haben sich bei der Gebietsbetreuung Stadterneuerung immer mehr Menschen gemeldet, die eine so genannte Baumpatenschaft übernehmen, also eine Baumscheibe bepflanzen und pflegen, möchten (derStandard.at berichtete). Um die Baumscheiben vor Vandalismus oder Müll zu schützen, kann bei der Gebietsbetreuung deren Einfriedung mit einem Eisenzaun beantragt werden. Weil dieser aber 500 Euro kostet, werden jährlich nur fünf bis zehn dieser Zäune bezahlt, die anderen Interessierten werden auf eine Warteliste gesetzt.

Vielen der Baumscheibengärtner dauert das zu lange und sie basteln sich selbst Zäune, um ihre Baumscheibe vor ungebetenten Eindringlingen zu schützen. Einer von ihnen ist der Architekt Erich Koller, der seit sich seit 2008 mit der Begrünung von Baumscheiben in der Arnezhoferstraße beschäftigt.

Umgehende Entfernung angeordnet

Dort gibt es 18 begrünte Baumscheiben, um 13 von ihnen hat Koller einen Zaun aus Holz errichtet. Die Gebietsbetreuung habe er stets über sein Vorgehen informiert, auch die Erdlieferungen für die Baumscheiben seien immer über diese abgewickelt worden. Doch dann erhielt Koller Anfang März eine Nachricht von der Gebietsbetreuung, dass er die nicht genehmigten Einfriedungen umgehend entfernen müsse.

"Ich war von dieser ultimativen Aufforderung ziemlich überrascht", sagt Koller, immerhin war die Pflege der Erdflächen von den Behörden in den Jahren zuvor sogar gefördert worden. Mit dem Projekt "Garteln ums Eck" wollen die MA 42 (Wiener Gärten) und die jeweiligen Gebietsbetreuungen die Bürger zur Begrünung der Stadt motivieren. Aus Sicht der Gebietsbetreuung und der MA 42 stellen Kollers Zäune aber nun aber ein Gefährdungspotenzial für Passanten dar. Grund für die Begutachtung der provisorischen Zäune soll eine Beschwerde eines Anrainer über das Büro des  Bezirksvorstehers Karlheinz Hora (SPÖ) gewesen sein. Vergangenes Wochenende hat Koller seine Konstruktionen nun entfernt und die Zäune zu Brennholz verarbeitet.

Dass von seinen Zäune eine Gefahr ausgehen soll, kann Koller nicht nachvollziehen. Er habe die Zäune so geplant, dass sie sowohl als Schutz für die Baumscheibe und als Bänke für Passanten fungieren. "Mit der Idee wollte ich den öffentlichen Raum für Menschen nutzbar machen." Er sei zwar kein Hobbygärtner, lege aber Wert auf eine grüne Umgebung. Aus seiner Sicht sind die Zäune für den Schutz der Baumscheiben unbedingt notwendig, weil Passanten dann weniger Hemmungen hätten, auf dem Erdreich herumzutrampeln.

Problematische Haftung

Zu "Der Presse" sagte der Gartenamtsprecher Franz Joachim Chen, dass die provisorischen Zäune vor allem aus "Haftungsründen" problematisch seien. Die Stadt haftet nämlich für alles, was auf ihrem Grund steht. Einschreiten würde die MA42 aber nur dann, wenn Gefahr im Verzug ist. Theoretisch dürfte aber keine einzige Baumscheibe einen provisorischen Zaun haben. Aufgrund des wachsenden Zuspruchs habe man kürzlich eine Gestaltungsvereinbarung formuliert, die nun jeder Gärtner zu unterschreiben habe. Darin bittet man die Gärtner, von selbst errichteten Zäunen Abstand zu nehmen.  

Koller kann trotzdem nicht verstehen, weshalb ausgerechnet seine Zäune entfernt werden mussten. Denn auch die Gebietsbetreuung habe am Max-Winter-Platz selbst einen provisorischen Zaun um eine Baumscheibe errichtet. (Elisabeth Mittendorfer, derStandard.at, 18.3.2014)