Das Plattbodenschiff hatte nur wenig Tiefgang und ließ sich vor fast 2.000 Jahren auf den Rheinarmen sicher manövrieren. Die Nehalennia soll 2015 zu Wasser gelassen werden.

Illu.: LVR-Archäologische Park Xanten

Duisburg - Historiker und Schiffskonstrukteure lassen im Archäologischen Park Xanten einen fast 2.000 Jahre alten römischen Lastkahn wieder auferstehen. Der originalgetreue Nachbau soll schwimmfähig sein und neue Erkenntnisse über den römischen Schiffsbau liefern. Das 15 Meter lange Plattbodenschiff aus Eichenholz gehörte im römischen Rheinland im späten ersten Jahrhundert zu den wichtigsten Transportmitteln auf Binnengewässern.

Der Originallastkahn war 1991 bei Auskiesungen in einem verlandeten Rheinarm bei Xanten-Wardt in Nordrhein-Westfalen geborgen worden. Ein erhaltenes rund sieben Meter langes Stück ist heute eines der spektakulärsten Exponate im Römermuseum. Ende November soll der Nachbau fertig sein. Im Frühjahr 2015 sei die Jungerfernfahrt geplant, sagte die Projektleiterin Gabriele Schmidhuber-Aspöck am Dienstag. "Allerdings nicht auf dem Rhein, da ist zu viel Verkehr."

Mit ihrem flachen Rumpf konnten die Plattbodenschiffe vor rund 2.000 Jahren selbst bei geringer Wassertiefe in den Rheinarmen sicher manövriert werden. Der Xantener Lastkahn konnte mit zehn Tonnen Fracht beladen werden und hatte einen Tiefgang von nur etwa einem halben Meter. Ein Segel gab es nicht. Wenn weder Wind noch Strömung das Schiff bewegten, musste die Besatzung rudern, staken oder mit langen Seilen vom Ufer aus treideln.

Wenig Wissen zu römischem Schiffsbau

Die Archäologen erhoffen sich von dem Nachbau Erkenntnisse über den Schiffsbau der Römer. Denn man wisse nicht viel darüber, wie die Römer ihre Schiffe konstruiert hätten, sagte Schmidhuber-Aspöck. Für das rund 500.000 Euro teure internationale Projekt wurden der renommierte Schiffsarchäologe Jaap Morel sowie eine auf historische Schiffsbauten spezialisierte niederländische Firma aus Utrecht engagiert.

Gebaut werde aus Zeit- und Kostengründen zwar überwiegend mit modernen Werkzeugen, sagte Schmidhuber-Aspöck. Allerdings müssten etwa die Bodenplanken per Hand unter großer Hitze gebogen werden. Für das Schiff werden fünf Tonnen Eichenholz, fast 2.000 Eisennägel und 25 Meter Eisenband verbaut. Es handelt sich nach Angaben der Archäologin um den ersten kompletten Nachbau eines römischen Kahns dieser Art in Deutschland.

Besucher können die Bauarbeiten in einem großen Zelt miterleben. Der Nachbau des Schiffes trägt den Namen der Göttin Nehalennia, die im römischen Niedergermanien als Beschützerin der Schifffahrt verehrt wurde. (APA/red, derStandard.at, 18.03.2014)