Bonn - Wer sich häufig bei Zerstreutheit ertappt und gerne das eine oder andere vergisst, kann sich nun auf eine genetische Ursache herausreden. Psychologen der Universität Bonn haben einen Zusammenhang zwischen alltäglichen Aussetzern und dem Gen DRD2 entdeckt, das eine wichtige Rolle bei der Signalweiterleitung in die Stirnlappen spielt.

Menschen, die über eine bestimmte Variante dieses Gens verfügen, lassen sich leichter ablenken. Sie erleben auch deutlich häufiger Momente, die mangelnder Aufmerksamkeit geschuldet sind.

Die Wissenschafter haben im Labor schon vor längerem Hinweise gefunden, dass das Gen an der Vergesslichkeit beteiligt ist. Die Struktur sei "mit einem Dirigenten vergleichbar, der das Gehirn als Orchester koordiniert", erklärte Sebastian Markett, Erstautor der in den "Neuroscience Letters" veröffentlichten Studie. Macht der Dirigent mit seinem Taktstock - in diesem Fall das Gen DRD2 - Fehler, kommt das Orchester durcheinander.

Genvariante begünstigt Aussetzer

Für ihre Studie haben die Psychologen insgesamt 500 Frauen und Männer getestet und deren Speichelproben auf das "Schusseligkeitsgen" untersucht. Außerdem sollten die Teilnehmer anhand eines Fragebogens ihre Konzentrationsfähigkeit einschätzen. Die Ergebnisse zeigten demnach einen deutlichen Zusammenhang zwischen den Aussetzern und einer bestimmten Genvariante.

Gegen die Konzentrationslosigkeit lässt sich nach Angaben der Experten allerdings einiges tun. "Man kann sich Merkzettel schreiben oder mehr anstrengen, den Haustürschlüssel nicht irgendwo, sondern an einen bestimmten Platz aufzubewahren", erklärte Markett. Wer sich solche Strategien für die unterschiedlichen Lebenslagen zurechtlege, könne besser mit seiner Zerstreutheit umgehen. (APA/red, derStandard.at, 18.03.2014)