Wer wissen möchte, ob er sich vor Robotern fürchten muss, kann das seit ein paar Monaten online nachlesen. In einer im Herbst veröffentlichten Studie der Universität Oxford rechneten zwei Wissenschaftler die Wahrscheinlichkeit aus, mit der man in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren seinen Job an einen Roboter oder eine Maschine verlieren wird. Ihr Ergebnis: Jeder zweite Job in den USA ist in Gefahr.

Dabei wurden Berufe in verschiedene Kategorien eingeteilt: Solche, in denen Emotionen wichtig sind und Kreativität gefragt ist, sind vor der Automatisierung viel eher geschützt. Ein Tellerwäscher, der in keinem Kontakt mit Kunden steht, ist also schneller betroffen als ein PR-Berater, der sich ständig neue Dinge einfallen lassen und Leute davon überzeugen muss.

Die Zeiten, in denen Roboter Menschen nur in Science-Fiction-Filmen bedrohten, könnten vorbei sein. Die meisten Ökonomen sind sich einig, dass die Technologisierung massiv an der Arbeitswelt rütteln wird. Vor allem wenig qualifizierte Arbeiter stünden in Zukunft noch schlechter da, die Gesellschaft als Ganzes könnte gespaltet werden, warnen manche.

Maschinen würden bereits heute viele ärmer machen, schreibt etwa Jeffrey D. Sachs, Professor an der Columbia-University, in einer Studie. Als die Kutschen durch Autos ersetzt wurden, brauchte man weiter einen Fahrer. Das Auto von morgen wird alleine fahren. Intelligente Technologien, so Sachs, lassen die profitieren, die sie designen und betreuen. Der Rest bleibe über. Das sehe man schon heute, rechnet man die Inflation weg, würden die Gehälter vieler schlecht ausgebildeter Amerikaner seit langem sinken.

Auch Tyler Cowen, VWL-Professor an der George Mason University, rechnet mit einer tiefen Spaltung der Gesellschaft. Die Ungleichheit werde weiter stark steigen, schreibt er in seinem Buch "Average Is Over". Zwischen Menschen, die mit Maschinen umgehen können, und denen, die es nicht können, werde nicht viel übrig bleiben, so Cowen. Dann sei eben Schluss mit Durchschnitt, die Menschen stünden im sozialen Gefüge dann oben oder unten.

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Wer mit Maschinen umgehen kann, soll in Zukunft zu den Gewinnern gehören.
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In ein ähnliches Horn blasen zwei Forscher des MIT in ihrem Beststeller „The Second Machine Age". Sie vergleichen die Bedeutung der Technologisierung mit der der Industrialisierung. Selbstfahrende Autos und sprechende Software seien erst der Beginn. Die Umwälzungen seien heute noch gar nicht fassbar, schreiben Erik Brynjolfsson und Andre McAfee. Zwar sei das zuallererst einmal positiv, viele Dinge würden billiger und besser werden. Neue Jobs seien aber nicht in dem benötigten Ausmaß zu erwarten. In den USA hätte sich mit der Jahrtausendwende das Jobwachstum erstmals vom Produktivitätswachstum entkoppelt. Während die Produktivität weiter munter steige, stagniere die Anzahl der Arbeitsplätze.

Das sieht auch Sachs so. Sein Argument: Vor allem ältere Arbeitnehmer, die über höhere Erfahrung und Qualifikationen verfügen, würden vom Trend profitieren. Ältere Menschen würden aber weniger sparen, was die Sparquote und darauffolgend auch die Investitionen drücke. Die Gesellschaft büße dann an Wohlstand ein, so Sachs. Wird weniger produziert, braucht es auch weniger Jobs. Das sehen aber nicht alle Ökonomen so. ETH-Forscher David Iselin glaubt etwa nicht, dass mit dem technologischen Wandel Jobs verloren gehen. Der Mensch sei flexibel und könne sich schnell anpassen, sagt er im Interview mit derStandard.at.

Thomas Horvath vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) stimmt Iselin zu. Auch wenn kurzfristig Jobs wegfallen würden, sei das langfristig betrachtet nicht der Fall, sagt Horvath zu derStandard.at. Der technologische Fortschritt lasse die Produktionskosten sinken, was die Nachfrage belebe. Durch Ersteres würden Jobs verloren gehen, durch Zweiteres aber wieder entstehen. Der österreichische Arbeitsmarkt habe sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewandelt. Seit langem gehen die Jobs in der Sachgütererzeugung zurück, im Dienstleistungsbereich steigt ihre Zahl aber weiter.

Wenn sich Ökonomen auch nicht über die genauen Auswirkungen des technologischen Wandels einig sind, eines ist für alle klar: Für wenig ausgebildete Menschen wird es in Zukunft noch schwieriger werden. Für Horvath ist lebenslanges Lernen essenziell, Sachs fordert eine Umverteilungspolitik von Alt zu Jung, Brynjolfsson und McAfee werfen die Debatte über ein Grundeinkommen wieder auf.

Die Autoren der Studie zur Wahrscheinlichkeit von Jobverlusten zeigen: Je höher die Bildung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, den Kampf mit den Robotern zu verlieren. Ein Vorbild könnte auch Großbritannien sein. Ein im Vorjahr präsentierter Lehrplan soll Kindern ab der ersten Klasse das Programmieren spielend beibringen. Auch so könnte sich der Mensch der Roboter ermächtigen. (Andreas Sator, derStandard.at, 20.3.2014)